Die Grünen entledigen sich eines Quertreibers und schaffen sich damit selbst ein Problem.
Kurz, Mahrer – in der alten ÖVP übernehmen die jungen Schnösel die Macht“. Das hat ein selbstbewusster grüner Nationalratsabgeordneter Peter Pilz noch kürzlich getwittert. Heute würde das „Fossil“, wie er danach geschimpft wurde, wohl zurückhaltender sein. Denn am Sonntag hat ihn seine Partei nicht nur de facto abgewählt, sondern ausgerechnet durch den umstrittenen 28-jährigen Julian Schmid, der bisher vor allem mit dem Slogan „Öffi für alles“ auffiel, ersetzt.
Ein Schock – vermutlich nicht nur für Pilz, der zu hoch gepokert hat, sondern auch für die Grünen selbst. Man hat damit die derzeit bekannteste und lauteste grüne Stimme, die auch abseits der kleinen Stammwählerschaft gehört wurde, verloren. Der Pilz-Abschied ist für die Grünen gleichermaßen ein wahltaktischer und ein inhaltlicher Verlust. Nicht nur wegen seiner Eurofighter-Expertise.
Doch „die interne Liebe“ war, wie Pilz kürzlich selbst sagte, stets „weniger ausgeprägt“. Zu oft ist er – etwa mit den Ratschlägen, linkspopulistischer zu werden oder die Doppelstaatsbürgerschaften abzuschaffen – gegen die Parteilinie und vor allem gegen die Chefin aufgetreten. Das hat sich gerächt. Selbiges wird auf den Pilz-Rauswurf zutreffen. Hier haben wohl auch die Grünen zu hoch gepokert.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2017)