Glosse

Wiens Polizei wird komisch

Wie so oft erreicht uns einige Jahre zeitversetzt ein Trend aus Berlin: Die Landespolizeidirektion Wien twittert 24 Stunden lang über ihre Einsätze (#24h133).

Es sind komische und skurrile Tweets, es geht um Falschparker, Randalierer, Sessel-aus-dem-Fenster-Schmeißer und hartnäckige Partyjugendliche. Wie auch bei der ursprünglichen Berliner Idee sollen die User einen Einblick in die Polizeiarbeit bekommen. Da geraten sich zum Beispiel in Fünfhaus „zwei 80-Jährige in das nicht mehr vorhandene Haar“. In Berlin ist gewohntermaßen alles ein wenig wilder und absurder, dort zeigt etwa ein „Kokainkonsument ein Lokal in Neukölln an, aus dem schlechter Stoff verkauft wird“. Die Münchner Polizei twitterte im Übrigen auch einen Tag von der Wies'n, es ging bisweilen recht grotesk zu.

Freilich macht die Polizei mit dieser Aktion Werbung in eigener Sache. Erfolgreich, denn die Rückmeldungen sind in allen Städten durchaus positiv. Aber so witzig das alles auch ist, die Polizei-Tweets machen auch nachdenklich. Waffen, häusliche Gewalt, Bedrohungen, tödliche Unfälle, zu viel Alkoholkonsum– das ist nicht komisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2017)

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