Die Kriegsspiele des Herrn Saakaschwili

Einen gefälschten TV-Bericht über eine russische Invasion bezeichnete Georgiens Präsident als „realitätsnah“. Aber er selbst verliert immer mehr den Kontakt zur Realität.

Beispiele seiner „Regierungskunst“ hat der georgische Präsident Michail Saakaschwili während seiner bisherigen Amtszeit ja schon mehrere gegeben: Sei es, dass er Oppositionsbewegungen auseinanderprügeln lässt, sei es, dass er sich von Moskau zu einem militärischen Überfall auf eine abtrünnige Region provozieren lässt, worauf ihm Russland eine blutige Abreibung verpasst. Zwischendurch kaut Saakaschwili an seiner Krawatte herum.

Am Wochenende hat ein regierungsnaher TV-Sender die georgische Bevölkerung mit einem gefälschten Bericht über einen Oppositionsputsch, die Ermordung des Präsidenten, einem Hilferuf nach Moskau und prompt anrollenden russischen Panzern in Panik versetzt. „Ein unangenehmer Bericht, aber maximal realitätsnah“, kommentierte Saakaschwili. Offenbar kam die Idee zu dem Kriegsszenario aus dem Präsidentenpalast.

Sinn und Zweck einer solchen politischen Horrorshow kann nur sein, den Hass auf Russland zu schüren und die Opposition vor den Kommunalwahlen Ende Mai zu diskreditieren. Zwei führende georgische Oppositionspolitiker trafen sich erst vor Kurzem mit dem russischen Premier Wladimir Putin, was Saakaschwili als „entwürdigend“ kritisierte. Nur, wie will er eigentlich selbst aus dem außenpolitischen Schlamassel wieder herauskommen, in das er sein Land hineinmanövriert hat? Will er etwa erneut georgische Panzer auf Zchinwali losrollen lassen? (Bericht: Seite 5)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2010)

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