Vorsicht, Trugschluss!

Für die FPÖ war die Hofburgwahl mit Rosenkranz enttäuschend. Für das blaue Abschneiden bei den Landeswahlen 2010 sagt das wenig.

Wer sich von einem Senior-Herausgeber eines Kleinformats eine Vorzeige-Mutter als Hofburgkandidatin diktieren lässt, den bestraft der Wähler. So ernüchternd hat sich selbst FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache den gestrigen sonnigen Wahltag am Beginn der Wahlkampagne ganz bestimmt nicht vorgestellt. Auch wenn Strache selbst FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz mit 35Prozent von vorneherein die Latte auf eine für die blaue Landeschefin aus Niederösterreich unerreichbare Rekordmarke gelegt hat.

Der größte Fehler, den die beiden Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP jetzt machten können, ist zu glauben, dass mit dem jetzigen Ergebnis für Rosenkranz der freiheitliche Steigflug gestoppt sei. Die Signale der blauen Kandidatin nach rechts lockten offenbar jene jungen Wähler, die Strache mit Discoflair und flotten, populistischen Anti-Ausländer-Sprüchen angezogen hat, nicht in die Wahllokale. Aber bei den kommenden Landeswahlen in Wien, dem Burgenland und der Steiermark werden die Freiheitlichen nicht mehr den Fehler machen, im Wahlkampf vorrangig Signale an eine deutschnationale bis rechtsextreme Klientel zu senden. Sollten Rot und Schwarz das ernsthaft glauben, wäre das ein Trugschluss. Aber einen derart verklärten Blick auf die österreichische Realität trauen wir bis zum Beweis des Gegenteils nicht einmal Träumern in der Großen Koalition zu.


karl.ettinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2010)

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