Ägypter legen ihre Angst ab

Das tunesische Protestvirus greift auf Ägypten über. Mubaraks Regime ist in Gefahr.

Noch hofft das Regime in Ägypten. Noch tröstet es sich damit, dass die Umstände, die am 14. Jänner zur Revolution in Tunesien führten, ganz anders gelagert gewesen seien. Tatsächlich gibt es wesentliche Unterschiede: In Tunesien ist das Pro-Kopf-Einkommen höher, die gebildete Mittelschicht breiter. In Ägypten kann ein Teil des Drucks, anders als im vorrevolutionären Tunesien, über halbwegs freie Medien entweichen. Die ägyptischen Behörden haben auch deutlich mehr Erfahrung im Umgang mit Protesten.

Doch es bestehen auch Parallelen, die dem ägyptischen Langzeitherrscher Hosni Mubarak Angst einjagen müssten: die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die Korruption, die wachsende soziale Kluft, die Perspektivlosigkeit. Gefährlicher noch für Mubarak ist ein massenpsychologisches Phänomen, das sich erstmals am gestrigen Dienstag manifestiert hat, als mindestens 15.000 Menschen durch die Straßen Kairos marschiert sind: Die Bürger beginnen, die Angst zu verlieren.

christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2011)

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