Geübte Untergangspropheten

Österreichs unter Priestermangel leidende katholische Kirche kann von Amerikanern lernen. Zumindest was das Erreichen möglichst vieler Zuhörer von Glaubensbotschaften durch Einsatz moderner Medien betrifft.

Österreichs unter Priestermangel leidende katholische Kirche kann von Amerikanern lernen. Zumindest was das Erreichen möglichst vieler Zuhörer von Glaubensbotschaften durch Einsatz moderner Medien betrifft. Der 89-jährige Radioprediger Harold Camping schaffte es auch dank Internetradios, dass zwischen Vorarlberg und Vietnam heute jeder weiß: Am Samstag pünktlich um 18 Uhr jeweiliger Ortszeit hätte mit Erdbeben der Weltuntergang beginnen sollen.

Im dritten Wiener Bezirk gehen die Uhren anders, Herr Camping! Denn in der „Presse“-Redaktion kündigte sich das Unheil schon zwei Stunden früher mit fetten dunklen Wolken an. Wenn Sie also diese Ausgabe der „Presse am Sonntag“ beim Frühstück lesen können und der hinuntergefallene Kaffeelöffel die größte Erschütterung ist, hat die Apokalypse wahrscheinlich auf Sie vergessen.

HC Strache predigte am Samstag auch – im steirischen Gleisdorf über den Untergang durch Große Koalition, Großmoscheen und große Pleitebanken. Wer den blauen Propheten ständig im Ohr hat, ist bei Weltuntergangsvorhersagen längst abgebrüht. Der sagt das Ende auch schon seit ein paar Jahren voraus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2011)

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