Zu früh gefreut, Antiamerikaner

Auch wenn das Pentagon 950 Mrd. Dollar bis 2021 einspart, gefährdet das nicht die Vormachtstellung der USA.

Der Wunsch, dass die USA unter ihrer Last ihrer Schulden auf Normalgröße schrumpfen, muss sehr ausgeprägt sein. Seit Ausbruch der Finanzkrise wird jedes Gramm, das auf einen Machtverlust der Amerikaner hindeutet, mit Wonne auf die Goldwaage gelegt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Instant-Experten die angekündigten Kürzungen im US-Verteidigungshaushalt als untrügliches Zeichen für den rasanten Bedeutungsschwund der XXL-Supermacht deuten.

Bis zu 950 Milliarden Dollar muss das Pentagon in den nächsten zehn Jahren sparen. Das ist eine beeindruckende Summe, aber man muss sie in Relation setzen. Im Vorjahr butterten die USA 698 Mrd. Dollar in ihre Streitkräfte. Ihr Anteil an den weltweiten Militärausgaben betrug stolze 43 Prozent. China, das den zweitgrößten Rüstungshaushalt hat, wendete sechsmal weniger auf, nämlich 119 Mrd. Dollar.

Die Amerikaner haben einen derart großen militärischen Vorsprung, dass noch einige Sparpakete nötig wären, bevor sie ihren Status als Supermacht Nr. 1 auch nur annähernd verlören. Ganz ohne politische Folgen werden die Budgetkürzungen freilich auch nicht bleiben: US-Regierungen werden es sich künftig öfter als zwei Mal überlegen, bevor sie teure Kriege beginnen, vielleicht auch den einen oder anderen Militärstützpunkt schließen. Doch der Machtverlust wird bis auf Weiteres nur relativ bleiben und kein absoluter sein.

christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2011)

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