Eine Blamage für Orbán

Ein Präsident ohne Rückgrat war eben doch nicht die richtige Wahl.

Viktor Orbán hat sich mit Pál Schmitt einen Präsidenten nach seinem Gusto gesucht: Fidesz-Parteimitglied, linientreu, loyal und – schwach. Es ist eine große Ironie, dass für Orbán ausgerechnet dieses politische Leichtgewicht zum Klotz am Bein geworden ist.

Die Peinlichkeit der Lage hat der ungarische Premier selbst verschuldet: In Budapest dachte man zu lange, man könne die Affäre ignorieren. Ein Blick in den Norden hätte die Fidesz-Führungsspitze eines Besseren belehrt. Das sture Aussitzenwollen hat schon Herrn Guttenberg nicht gerettet. Und noch viel weniger als einem Minister steht dieses Verhalten einem Präsidenten zu Gesicht, der von vielen als „Politapostel der Nation“ angesehen wird.

Das Schlimme am Plagiieren ist nicht das Abschreiben; es geht um den Verstoß gegen Werte wie Redlichkeit und mangelnden Respekt vor anderen.

Bleibt zu hoffen, dass Viktor Orbán doch noch das richtige Fazit aus der Affäre zieht: Ein Präsident ohne Rückgrat ist nicht die ideale Wahl.

jutta.sommerbauer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2012)

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