Ende und Anfang in Salzburg

Die Osterfestspiele stehen ab kommendem Jahr unter neuer Leitung: Die Berliner gehen nach Baden-Baden.

Salzburgs Osterfestspiele setzen heuer einen Schlusspunkt hinter eine lange Tradition. 1977 berief Herbert von Karajan die Berliner Philharmoniker als Residenzorchester zu seinem Privatfestival. Ab 2013 musizieren die Berliner in der Karwoche jedoch in Baden-Baden. Osterfestspiel-Intendant Peter Alward hat auf diesen im Vorjahr meuchlings verkündeten Exodus souverän reagiert und wurde mit Christian Thielemann handelseins. Er wird ab kommender Saison seine Staatskapelle Dresden nach Salzburg führen und mit einer Neuinszenierung von Wagners „Parsifal“ eine neue Ära einleiten.

Ein Coup, denn die Dresdner sind, anders als ihre Kollegen aus Berlin, ein veritables Opernorchester – wie die Wiener Philharmoniker, die einst ja Karajans erste Wahl für die Osterfestspiele gewesen wären, aber während der Saison an die Staatsoper gebunden sind. Nur so wurde aus dem Berliner Konzert- ein Teilzeitopernorchester. Das hat so lange gut funktioniert, als gelernte Opern-Kapellmeister an der Spitze standen.


Mit der Wahl von Simon Rattle haben die Berliner jedoch ein Signal gesetzt, die große Karajan-Tradition endgültig über Bord zu werfen. Dass man das längst hören kann, und welche qualitativen Auswirkungen das insgesamt gehabt hat, damit mögen sich in Hinkunft Rezensenten in Baden-Baden beschäftigen. Jedenfalls waren die orchestralen Leistungen der vergangenen Osterfestspiel-Jahre nicht dazu angetan, dass angesichts des Abzugs nach Deutschland nun Verzweiflungsausbrüche beim Publikum zu erwarten sind.

Erste Reaktionen von Interessenten beweisen, dass das Engagement Thielemanns viel Publikum nach Salzburg locken wird. Vielleicht kehrt manch einer zurück, der zuletzt eine Diskrepanz zwischen der exorbitanten Höhe der Kartenpreise und der künstlerischen Leistung zu konstatierten meinte. Bleibt also, den Veranstaltern in Baden-Baden viel Glück für 2013 zu wünschen. Man eröffnet das Festival mit einer neuen „Zauberflöte“ unter Simon Rattles Leitung in feiner, junger Sängerbesetzung. Die Wahl des Regisseurs fiel auf Robert Carsen. Dass das nicht uninteressant ist, kann man sich in Wien schon deshalb leicht vorstellen, weil man Carsens „Zauberflöte“ bereits gesehen hat. In den Neunzigerjahren. In der Volksoper.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2012)

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