Die Universitäten sind keine abgehobenen Geldfresser

(c) Clemens Fabry
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Die Unis sind nicht die Katastrophe, als die sie gern abgestempelt werden. Mehr Geld braucht es trotzdem. Vielleicht helfen da ja gute Nachrichten.

Fangen wir das neue Uni-Semester einmal mit den guten Nachrichten an: mit Uni-Rankings. Ja, tatsächlich. Denn auch, wenn diese für die heimische Hochschullandschaft meist eher schlechte Nachrichten bringen, zeigt sich bei genauerem Hinschauen, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Erst vergangene Woche haben es die Universität Wien und die TU Wien beim THE-Ranking nach Fächern unter die besten 100 Hochschulen der Welt geschafft. Mit Geisteswissenschaften, Lebenswissenschaften, Wirtschaft und Computerwissenschaften sind sie vorn dabei.

Bei einer ingenieurwissenschaftlichen Rangliste vor einigen Wochen kamen die Uni Linz und die TU Wien unter die Top 100. Die Wirtschafts-Uni belegte im jüngsten „Financial Times“-Ranking zur Managementausbildung unter 90 internationalen Unis den achten Platz. Und bei einer anderen Fächerrangliste kamen vor einigen Monaten fünf österreichische Unis mit mindestens einem Fach in die Top 50. Darunter die Veterinärmedizinische Universität, die Uni für Bodenkultur und die Musik-Uni Wien, die im Bereich darstellende Kunst nur von der renommierten Juillard School in New York geschlagen wurde.

Bei dem Resümee der Ranking-Macher von QS dürfte es einigen in Österreich fast die Sprache verschlagen haben: Die detaillierteren Rankings würden zeigen, dass Exzellenz heute an vielen Plätzen zu finden sei. Und zwar – ja, wirklich, kaum zu glauben – auch in Österreich.


So fragwürdig Uni-Ranglisten bisweilen sein mögen, die genannten werfen jedenfalls Licht auf etwas, was in der Diskussion über die heimischen Hochschulen viel zu oft untergeht: In vielen Bereichen bringen die Universitäten echte Spitzenleistungen. Und auch, wenn ein Leuchtturm à la ETH Zürich (oder TU München, Oxford oder Harvard) fehlt und die österreichischen Universitäten in allgemeinen Rankings nie sonderlich gut dastehen: Sie sind nicht die abgehobenen Problembären, die ineffizienten Geldfresser. Sie sind nicht die Katastrophe, als die sie gern abgestempelt werden.

Das bedeutet natürlich längst nicht, dass alles gut ist in Österreichs Hörsälen, Bibliotheken und Labors. Eine Auswahl: Viele der mehr als 280.000 Uni-Studierenden werden ab dem heutigen Semesterstart wieder schmerzhaft erfahren, was eine nicht ausfinanzierte Massenuniversität in der Praxis bedeutet. Viele Studenten kommen nie zum Abschluss, und wenn, dann weit entfernt von der Regelstudienzeit. Der Uni-Zugang ist ein unübersichtliches Chaos aus verschiedensten Regelungen. Vielfach werden an Unis bis heute Schrebergärten gepflegt, die nie ernsthaft hinterfragt worden sind.


Es gibt also reichlich Aufgaben für die Hochschulpolitik. Für manche davon gibt es auch Lösungsansätze. Teilweise sind die aber noch im Überschriftenstadium, wie der unlängst gestartete Fächerabgleich zwischen den Universitäten und den Fachhochschulen. Oder sie sind paktiert, könnten aber an der konkreten Umsetzung scheitern, wie die von der ÖVP forcierte Studienplatzfinanzierung. Bei dieser soll es grob gesagt Geld pro Studienplatz geben, aber auch beschränkte Platzzahlen, was der SPÖ nicht gefällt.

Und um das Versprechen von den besseren Studienbedingungen wahr zu machen, braucht es für diese Reform mehr Geld als bisher, wovon erst der Finanzminister überzeugt werden muss.

Wobei: Eigentlich dürfte das ja kein Problem sein, hat die Regierung doch in ihr aktuelles Arbeitsprogramm geschrieben, man werde konkrete budgetäre Maßnahmen setzen, damit das selbst gesteckte Ziel erreicht wird, bis zum Jahr 2020 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in den Hochschulbereich zu stecken. Bisher ist noch kein wirklicher Pfad dorthin zu erkennen, wie auch die Rektoren immer wieder beklagen. Was wohl mitunter daran liegt, dass man mit Geld für die Universitäten kaum Stimmen machen kann, Stichwort abgehobene Geldfresser.

Vielleicht tragen ein paar gute Nachrichten über die Universitäten ja dazu bei, dieses Bild zu ändern. Und vielleicht tut sich die Politik dann leichter, ihre eigenen Beschlüsse wahr zu machen.

E-Mails:bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2016)

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