Die Arbeitnehmervertretung wettert gegen mögliche Kündigungen von Dayli-Mitarbeitern. Geht's noch?
Kennen Sie den? Meldet die Drogeriekette Dayli 560 Mitarbeiter vorsorglich beim AMS zur Kündigung an. Sagt der Boss der Gewerkschaft der Privatangestellten: „Der Dayli-Chef soll seine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten wahren.“
Ein sogenannter Sickerwitz. Um ihn zu verstehen, muss man Folgendes wissen: Es war ebendiese Gewerkschaft, die die Sonntagsöffnung der strauchelnden Drogeriekette mit allen Mitteln verhindert hatte. Die Pointe ist also: Just jene Organisation, die ein Unternehmen mit geballter Kraft niedergerungen hat, spricht von „Verantwortung“. Der war gut.
Das Ganze ist natürlich alles andere als lustig. Zumal sich der Herr Gewerkschaftschef vermutlich immer noch zufrieden in den Spiegel schaut: Sonntagsöffnung verhindert („Da könnt' ja jeder kommen“) und gleichzeitig ein bissl in der Öffentlichkeit herumgepoltert („nicht die armen Arbeitnehmer im Regen stehen lassen“).
Werter Herr Gewerkschafter: Solange Sie Unternehmen daran hindern, unternehmerisch tätig zu sein und Marktnischen zu finden, werden Arbeitnehmer damit rechnen müssen, ihren Job zu verlieren. Ist eigentlich nicht so unlogisch, muss aber bei so manch einem wohl erst sickern. Derweil ersparen Sie uns allen bitte Ihre Krokodilstränen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2013)