Athener Drama verträgt keine Verlängerung

Entscheidung sollte eher heute als morgen fallen.

Das Vertrauen ist ramponiert, die Geduld längst dahin. Im griechischen Verhandlungspoker mit den internationalen Geldgebern bricht Schicksalswoche Nummer 19 an. Auf beiden Seiten liegen die Nerven blank – wie bei all jenen, die dieses Drama als Beobachter mitverfolgen.

Das Setting ist bekannt. Hier der linke Regierungschef Tsipras, der sich von seinen unrealistischen Wahlversprechen nicht verabschiedet und dazu mit Finanzminister Varoufakis ein „unguided missile“ in die Verhandlungen schickt, das seine Partner beinahe täglich mit neuen Provokationen brüskiert. Dort die Euro-Finanzminister, die nur eines nicht wollen: Durch ein Einlenken in der griechischen Schuldenkrise ein Exempel statuieren und damit den Bürgern in anderen Mitgliedstaaten – allen voran Spanien, wo im Herbst gewählt wird – einen Grund geben, ebenfalls Parteien am äußeren Rand des politischen Spektrums zu wählen. Griechenland wie Tsipras als „erstes Opfer“ der neoliberalen EU-Kräfte zu bezeichnen, fällt dennoch in die Kategorie Verfolgungswahn – bedenkt man die verwegenen Forderungen, die die Athener Regierung sich ihrerseits leistet.

Dieses vergiftete Klima verlangt endlich nach Klarheit über die alles entscheidende Frage: Existiert der eine Punkt, an dem sich beide Seiten treffen? Wie immer die Antwort ausfällt – sie muss eher heute als morgen gegeben werden.

anna.gabriel@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2015)

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