Der Klub der ratlosen Gelddrucker

Die Notenbanker sind mit ihrem Latein am Ende, jetzt ist die Politik dran.

Heute, Donnerstag, treffen einander die wichtigsten Notenbanker zu ihrer alljährlichen Diskussionsrunde in Jackson Hole – und es wird dort wohl eher nachdenkliche Gesichter geben. Denn die Herren des Geldes sind mit ihrem Latein sichtlich am Ende. Während die Amerikaner überlegen, wie sie ihre gestoppte Zinswende doch noch reanimieren können, stellen sich die Europäer auf eine sehr lang anhaltende Geldschwemme mit Nullzinsen ein.

Im Wissen, dass das nichts bringt: Die Kreditvergabe lässt sich so sichtlich nicht ankurbeln. Im Gegenteil: Die Nullzinsen knabbern an der Zinsmarge, der wichtigsten Ertragsquelle der Banken – und stellen auf diese Art eine zusätzliche Kreditvergabebremse dar.

Bleiben Zinsen und Inflation niedrig, wovon man in Europa und Japan ausgehen muss, dann ist der Geldpolitik zudem jeder Spielraum genommen: Nicht vorhandene Zinsen kann man nicht weiter senken und zu tief ins negative Territorium kann man auch nicht hineingehen, ohne das System endgültig zu zerrütten.

Die Lösungsvorschläge sind teilweise recht herzig. So schlägt etwa der Chef der Fed von San Francisco, John Williams, zur Schaffung eines größeren geldpolitischen Spielraums eine Anhebung des Inflationsziels von zwei auf drei Prozent vor. Gute Idee, wenn man (zumindest in Europa) selbst die zwei Prozent dramatisch verfehlt. Williams hat aber noch einen interessanten Vorschlag: Eine Ausdehnung der sogenannten automatischen Stabilisatoren, mit deren Hilfe Konjunkturwellen geglättet werden können, auf bestimmte Steuern und Transfers, die sich dann an den Arbeitslosenraten bemessen würden.


Das kann aber nur funktionieren, wenn die Staaten ihre Ausgaben im Griff haben und ausgeglichene Haushalte über den Konjunkturzyklus schaffen. Sonst mündet das in einer (derzeit ohnehin weit verbreiteten) Schuldenanstiegsautomatik. Mit anderen Worten: Die Notenbanker stehen mit ihren Instrumenten jetzt an, der Karren muss von der Wirtschaftspolitik aus dem Schlamm gezogen werden. Angesichts deren Performance in den Industriestaaten ist das eine schlechte Nachricht.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2016)

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