Der Wert des Krisen-"Nein"

Das Gold der Deutschen ist sicher. Und die Griechen zahlen ihre Schulden zurück.

Einen Schuldenerlass für die Griechen wird es ganz bestimmt nicht geben – denn sie werden ihre Hausaufgaben brav machen. Auch die Banken kommen allein klar, Geld vom Staat brauchen sie jedenfalls keines. Portugal unter den Rettungsschirm? Ausgeschlossen! Schließlich hat es ja auch Irland aus eigener Kraft geschafft.

Die Dramaturgie der finanzpolitisch wichtigen Entscheidungen der vergangenen Monate folgte fast immer der gleichen Regel: Erst einmal wurde geleugnet, ausgeschlossen und dementiert, was das Zeug hielt. Sogar, dass es überhaupt Gespräche gab, wiesen die offiziellen Stellen gern bis zum Schluss von sich.

Nicht jede Kleinigkeit mit einem Paukenschlag an die Öffentlichkeit zu tragen, kann zwar hin und wieder richtig sein – vor allem, wenn es sich um solch sensible Themen handelt wie die Finanzlage der Euroländer. Aber in der aktuellen Schuldenkrise hat das vehemente Leugnen von Tatsachen mittlerweile Methode. Die Öffentlichkeit wird ungeniert für dumm verkauft und das Vertrauen der Bürger in ihre Vertreter immer weiter geschwächt. Doch das kümmert die Regierenden offenbar nicht.

Das Nein der Deutschen zum Plündern ihrer Bundesbankreserven sollte man also ungefähr so ernst nehmen wie alle vorangegangenen.

jeannine.hierlaender@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2011)

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