Wissenslücken an der WU

Eine Podiumsdiskussion gibt Aufschluss über Auffassungen an der Wiener Wirtschafts-Uni.

Zu einer Diskussion über die Schuldenkrise hatte die Hochschülerschaft geladen – und Finanzministerin Maria Fekter begab sich ebenso in die Aula der WU wie Christian Felber, Mitbegründer der Globalisierungsgegner von Attac.

Dieser will die Schuldenkrise mit einer Steuer auf die Vermögenssubstanz lösen. Man könnte es auch Enteignung nennen. An der Bankenregulierung stört Felber, dass „alle Regeln erst 2019 in Kraft treten“. Dass die Aufsicht ab Mitte 2012 eine Eigenkapitalquote von neun Prozent vorschreibt, ist ihm entgangen. Die EZB fordert er zum direkten Kauf von Staatsschulden auf. Dass dies nur über Anwerfen der Notenpresse ginge und die Geldmenge erhöhte, glaubt er nicht.

Nun könnte man Felber als das nehmen, was er ist: ein Akademiker der Philologie und nebenberuflicher Tänzer, der ökonomische Zusammenhänge nicht notwendigerweise in ihrer vollen Bandbreite verstehen muss. Dann hätte man die Rechnung ohne die WU gemacht. Dort darf Felber im Fach „Globalisierungskritik“ den Wirtschaftsstudenten seine Sicht der Dinge erklären.

Der Großteil der 300 anwesenden Studenten bedachte Felber übrigens mit tosendem Applaus. Womit auch geklärt wäre, warum sich Personalchefs größerer Firmen bei ihrer Suche nach Spitzenkräften gern im Ausland umsehen.

stefan.riecher@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2011)

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