Jedem dritten Klagenfurter seinen Stadionplatz

THEMENBILD „EURO 2008“: EM STADION KLAGENFURT =
THEMENBILD „EURO 2008“: EM STADION KLAGENFURT =APA
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Das viel zu groß und zu teuer geratene Wörthersee-Stadion ist ein Monument des Haider'schen Größenwahns – wenn auch nicht das teuerste.

Diese Woche erreichte uns eine freudige Kunde: Das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt wird bis Ende 2013 fertiggestellt sein. Geht ja flott: Das Stadion wurde auf Betreiben des für die österreichischen Steuerzahler teuersten Landeshauptmanns aller Zeiten für die Fußball-Europameisterschaft 2008 errichtet.

Eine Bauzeitüberschreitung von lediglich fünf Jahren ist ja geradezu unösterreichisch hektisch. Da können sich die Sanierer des Wiener Stadthallenbades noch eine Scheibe abschneiden. Außerdem: So weit hatte man das Provisorium damals ja hingekriegt, dass Hochobir und Koschuta auf immerhin drei EM-Spiele am Wörthersee-Strand herabblicken konnten. Das wird uns die 94 Mio. Euro, die das Stadion samt angeschlossenem, 24 Mio. Euro teurem „Sportpark“ gekostet hat, wohl noch wert sein.

Zumal die Investition ja schon intensiv genutzt wird. Immerhin dient das Stadion dem Fußball-Regionalligaverein SK Austria Klagenfurt als Heimspielstätte. Der kann das 32.000-Zuseher-Stadion, in das ziemlich genau ein Drittel der gesamten Klagenfurter Stadtbevölkerung passt, gut gebrauchen: Die 200 Zuschauer, die sich etwa zuletzt das Meisterschaftsspiel gegen Gratkorn nicht entgehen ließen, hätten sich sonst beengt fühlen können.

Das Stadion ist freilich keineswegs das größte oder gar teuerste Monument des unfassbaren Größenwahns der Ära Haider. Das größte hat seine Zentrale ein paar Kilometer weiter östlich und heißt Hypo Alpe Adria. Die wird uns mindestens 64, wenn es ganz blöd läuft aber bis zu 170 Wörthersee-Stadien (samt den dazugehörigen Sportparks) kosten. Und derzeit sieht es ganz danach aus, als würde es ziemlich blöd laufen.

Allerdings: Die Hypo wird schon längst Geschichte sein, da wird das schmucke Fußballstadion noch immer an diese Zeit des irren „Was-kostet-die-Welt-Förderalismus“ erinnern.

Den Kärntnern allein die Schuld zu geben, würde aber zu kurz greifen. Ohne Geld vom Bund wäre gar nichts gelaufen. Und an der Schnapsidee, ein Riesenstadion für drei Matches hinzustellen, um es danach um ebenso teures Geld um ein Drittel „zurückzubauen“, war wohl auch die Bundespolitik nicht ganz unbeteiligt. Dass die Rückbauentscheidung danach noch dazu zurückgenommen und der Beschluss gefasst wurde, das Kurzzeit-Riesenstadion in eine Dauerlösung zu verwandeln, daran hat auch Ex-Sportminister Norbert Darabos eifrig mitgewirkt.

Wir sehen hier wieder einmal, wie in diesem Land mit Steuergeld umgegangen wird. Übrigens: Dass irgendeiner der Verantwortlichen dafür Verantwortung tragen müsste, ist nicht überliefert. Wozu denn auch: Die Stadionverwertung (Betriebskosten: zwei Mio. Euro pro Jahr) kommt ja ins Laufen. Das Highlight des nächsten Jahres steht schon fest: die Fußball-EM der Justizwache. Da werden die 32.000 Plätze vermutlich knapp werden.

E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2013)

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