Freundliche Worte für syrische Flüchtlinge

Ein deutscher Verlag hat sein Arabisch-Wörterbuch auf der Homepage gratis zur Verfügung gestellt.

Wer mit Weckerln, Windeln und Wasserflaschen zum Wiener Westbahnhof fährt, um syrische Flüchtlinge bei deren Durchreise nach Deutschland zu unterstützen, wird ihnen vielleicht ein „Servus!“ zurufen und unter Umständen ein „To Germany! To Germany!“ als Antwort bekommen. Aber wie unterhält sich mit diesen Menschen etwas ausführlicher, wer #refugeeswelcome schätzt?

Der Verlag Langenscheidt, eine Instanz bei Sprach- und Wörterbüchern, hat bereits Ende August reagiert und ein Arabisch-Wörterbuch gratis auf seiner Homepage zur Verfügung gestellt, als Unterstützung für die Flüchtlinge und ihre Helfer. Zudem wurde auf Facebook eine Liste mit den am häufigsten gesuchten Begriffen veröffentlicht. Wie zu erwarten führt „Hallo“ die Liste der von Reisenden und Helfern abgerufenen Wörter an, gefolgt von „Guten Tag“, „willkommen“ und „danke“. Etwas überraschend liegen „Haus“ und „Liebe“ noch vor „Wie geht es dir?“, „Essen“ und „ich“. Die Top Ten der gesuchten Begriffe schließt derzeit der optimistische Ausruf „Guten Morgen!“ ab.

Unter den zwanzig beliebtesten Wörtern und Wendungen befinden sich tatsächlich vor allem praktische. Schön ist es dennoch, dass es „Buch“ im Ranking auf zwölf geschafft hat, vor „Auto“(14) und „Hund“(17). Dann aber kommt nach weiterem Austausch von Höflichkeiten etwas Bizarres: Wie schafft es das Wort „Aal“ auf Platz Nummer 23? Noch vor „Hilfe“ und „Ich liebe dich“, knapp hinter „Freund“ und „morgen“? Sind Aale so wichtig in der arabischen Kultur? Nein, es ist der Einstieg für Systematiker, die den Spracherwerb ganz fleißig bei den ersten Einträgen von Langenscheidt beginnen.

„Hallo“ heißt übrigens auf Arabisch ungefähr „marhaba“, bedanken kann man sich auf vielerlei Art – etwa mit „schukran dja'zi:lan“. Auch ein segensreiches „barak allahu fik“ ist unter Umständen nett. Und der Aal? Diesen Fisch wird man auf dem Bahnhof wohl nicht brauchen.

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

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