Die Berechenbarkeit des Spitzensports

Anna Fenninger strahlt wieder, jeder Wunsch wurde erfüllt. Auch der des ÖSV, ihr Manager ist Geschichte.

Anna Fenninger lacht wieder. Die Salzburgerin strahlte, als sie vier Wochen vor dem Start der neuen Skisaison in Wien mit Milka einen neuen Sponsor sowie ihre neue, eigene Pressesprecherin präsentierte, ihr Team auslobte. Vergessen sind das Rücktritts-E-Mail, all die Querelen und schier unüberbrückbaren Differenzen mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Es hat den Anschein, als hätte es nie Probleme gegeben. Und auch ihr deutscher Manager, Klaus Kärcher, den sie sich partout nicht „wegnehmen“ lassen wollte vom Skiverband, ist längst Geschichte.

Das Schöne am Spitzensport ist dessen Berechenbarkeit. Es war vorhersehbar, dass und wie sich der Streit zwischen Skistar und Skiverband regeln wird. Getreu dem Vorbild von Marcel Hirscher – auch ihm wurde einst vom Management-Alleingang vom ÖSV „abgeraten“ –, bewegte sich die Gesamtweltcupsiegerin und Olympia-Siegerin. Angeprangerte Knebelverträge und Werbewünsche hin, Fenninger-Sympathiekundgebungen und Schröcksnadel-Verteufelungen auf diversen Social-Media-Plattformen her, dazu vollkommen entbehrliche Zwischenrufe ahnungsloser Minister oder naiver Trainer – es glich einer Satire. Sie führte allerdings allen Seiten klar vor Augen, wie viel der Öffentlichkeit an erfolgreichen Skifahrern liegt. Auch deshalb war Head-Chef Rainer Salzgeber alarmiert – und um Schröcksnadels klärenden Spruch bemüht.

Nach all dem Theater hat die Salzburgerin aber auch längst wieder das Training aufgenommen. In einer Saison ohne Großereignisse sind Siege im Weltcup umso wichtiger, aber um ihren Status zu wahren, ist Fenninger mehr denn je zum Erfolg verdammt. Jetzt ist im Vergleich mit Vonn (bis Saisonstart nach Knöchelbruch wieder fit), Shiffrin etc. Leistung gefragt. Ihr wurden alle Wünsche erfüllt. Es gibt keine Onlinebeschwerden mehr.

Dass Fenninger keinen Manager mehr hat, der lukrativere Deals als der ÖSV organisieren muss, stört sie nun keineswegs. Im Sommer klang alles ganz anders, jetzt sagt sie: „Die Trennung war nicht so plötzlich, wie es ausschaut. Eigenverantwortung ist mir wichtig, meine Selbstständigkeit!“ Fenninger lacht. Pecunia non olet.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2015)

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