Freizügigkeit ist ein Stück Menschlichkeit

Angriffe auf die freie Wahl des Arbeitsplatzes im Binnenmarkt zerstören die gemeinsame Zukunft.

Schon seltsam: Der freie Warenverkehr über Grenzen hinweg wird kaum infrage gestellt, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern aber umso öfter. Ob es die britische Regierung oder die stärker werdenden rechtsnationalen Parteien in zahlreichen EU-Ländern sind: Die Angriffe auf die Freiheit, überall in Europa einen Arbeitsplatz wählen zu dürfen, verstärken sich. Sie sind Gift für den Zusammenhalt der europäischen Bürger, und sie zerstören ein Stück Menschlichkeit.

Dass Freizügigkeit Konkurrenz schafft, ist ein Faktum. Dass mit ihr einzelne schwarze Schafe kommen, ebenfalls. Doch unbestritten ist, dass mit den Arbeitsmigranten aus der EU auch neue Konsumenten, neue Mieter, neue Beitragszahler und so manche künftige Freunde zuwandern.

Der Europäischen Union als Plattform des gemeinsamen politischen Willens mag zu Recht vorgeworfen werden, sie nehme zu viel auf große Unternehmen, auf den Handel und andere wirtschaftliche Interessen Rücksicht. Gerade die Freizügigkeit aber ist auf Arbeitnehmer zugeschnitten, die internationale Erfahrung sammeln wollen, denen für eine bessere Zukunft ein riesiger Jobmarkt mit zahlreichen Nischen zur Verfügung steht. Vor allem junge Menschen nutzen diese Möglichkeit. Für sie ist Europa eine Chance geworden, die ihnen niemand nehmen sollte.

wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2016)

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