Mattscheibe für Tsipras

Tsipras hatte die südlichen EU-Staaten zu einem Regionalgipfel nach Athen geladen.

Schlechtes Timing: Ausgerechnet an dem Tag, an dem Alexis Tsipras den Griechen in einer Rede seine künftige Finanzpolitik präsentieren wollte, gingen die TV-Journalisten des Krisenlandes in Streik. Aber davor konnte sich der linke Premier noch im Glanz einer neuen Rolle sonnen: statt als lästiger Bittsteller als großzügiger Gastgeber. Tsipras hatte die südlichen EU-Staaten zu einem Regionalgipfel nach Athen geladen. Natürlich mit ganz hehren Zielen: mehr „Harmonisierung“ in der EU, eine „neue Vision für Europa“. Auf keinen Fall wolle man eine neue Front gegen die Nordstaaten errichten. Ach ja? Das wahre Ziel ließ sich leicht heraushören: „Die Regeln des Stabilitätspakts funktionieren nicht“ – also weg mit ihnen. Statt solider Haushalte neue Schulden, finanziert vom reichen Norden, um den „Zerfallsprozess“ Europas zu stoppen – die Rute im Fenster gehört dazu. Spaniens Premier Rajoy hat den versalzenen Braten gerochen und ist dem Treffen ferngeblieben. Dafür durfte Hollande, Frankreichs Präsident, nicht fehlen. „Kungeln mit den Kommunisten aus dem Süden“, nennt das die CSU. Das ist bayerisch-derb. Aber nicht so ganz falsch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2016)

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