Merk's Wien: Absurdistan – oder was?

Dem Österreichischen auf der Spur? Vorsicht, gefährlicher Weg!

Im „Presseclub Concordia“ (der in der Vorwoche sein 150-jähriges Jubiläum feierte) wird am Mittwoch eine Podiumsdiskussion zu einem brisanten Thema stattfinden. Im Anschluss an die Präsentation eines Buches, die der Wiener Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ unter dem Titel „Dem Österreichischen auf der Spur“ geschrieben hat, sprechen Journalisten über „Kakanien, Absurdistan oder Land des Lächelns?“. Dreimal dürfen Sie raten, worum es geht. Externer Sadismus, interner Masochismus Arm in Arm?

Beides hat viel Wahres an sich, und das Panoptikum des Wunderlichen, made in Austria, kann als Bestätigung dienen. Die Auswahl ist demonstrativ, nicht taxativ. Da ist der Bundeskanzler, der von Missgünstigen bereits als „Schande von Österreich“ bezeichnet wird. Während der Sozialdemokrat Bruno Kreisky seinerzeit noch international für Kurt Waldheim als UN-Generalsekretär geworben hat, denkt Faymann (der freilich fast täglich seine Meinung ändert) nicht daran, der EU Schüssel als Präsident und/oder Gusenbauer als Außenminister schmackhaft zu machen. Er habe diese Namen nur in Österreich gehört, sagte er. Möglich, dass er sie in Brüssel nicht verstanden hat. Dort spricht man Französisch oder Englisch. Muss er deswegen darauf verzichten, für Landsleute Lobbying zu betreiben?


Weiteres aus Absurdistan: Der grüne „Bildungs“-Sprecher Harald Walser ist gegen Kreuze an den Wänden in den Schulen, weil das Christentum heidnischen Ursprungs sei. Oder: die mediengesteuerte Hysterie wegen der Schweinegrippe. Ärzte beruhigen und lassen sich nicht impfen, eine Sozialmedizinerin, also Expertin, nennt das Ganze einen Verkaufserfolg nicht zuletzt der Pharmaindustrie. Man wird an Platos „Apologie“ und an Sokrates erinnert: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Ich weiß freilich, dass die Studentendemos nicht zuletzt „a Hetz“ sind und sein sollen. Mehr Bildung statt mehr Ausbildung? Voll einverstanden. Aber alles frei, keine Zugangsbeschränkungen, keine Studiengebühren? Nach dem Niveau fragt keiner. „Bis alles gleich, weil alles niedrig“ lässt der grantige Grillparzer seinen Rudolf II. sagen.

Absurdistan? Kakanien? Am ehesten noch Land des Lächelns. Des resignierenden. Oder des Lachens unter Tränen?


Der Autor war langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der „Presse“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2009)

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