Heiligenstädter Testament

Dass sich die Herren am schwülsten Tag des Jahres 2013 trafen, war Schicksal.

Dass sich die Herren am schwülsten Tag des Jahres 2013 trafen, war Schicksal. Lange verabredet. „Kummt der Michi net“, fragte Hr. Pröll (senior natürlich, also der Mächtige). „Nein, der trinkt in der Toskana“, replizierten Hr. Faymann und sein Adlatus Hr. Ostermayer. Vierter im Bunde war Hr. Kirchweger, ewiger Schatten Prölls – perfektes Pendant zu Heinz Fischers Bruno Aigner. Man redete über dies oder das, nix Weltbewegendes. Prölls Ehescheidung von der Monika Lindner etwa, oder welche Minister im Herbst gehen müssen, alles net der Rede wert. Als der Heiligenstädter Pfarrwirt servil mit dem Gästebuch antanzte, regte sich in Hr. Faymann doch so etwas wie politisches G'spür: „Wird sich da net der Spindi kränken, mitten im Wahlkampf?“ – „Der dålkete Bua“, lachte Hr. Pröll dröhnend. „Ostermayer, du kannst schreiben, alsdann!“ ... „An diesem Tisch“, dichtete er, und die drei anderen blickten gebannt auf die zierliche Schrift, „ist der Gemischte Satz der Politik . . .“ – „Und jetzt, wie weiter, du Gscheiterl“, höhnte der zu kurz gekommene Hr. Kirchweger – „. . .offenkundig geworden. Er hat sehr gemundet.“ – „Bravo“ riefen sie alle durcheinander. Warum Hr. Ostermayer nicht längst Regierungschef ist, fragen sich immer mehr Leute. hws


E-Mails an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2013)

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