Reinhard M. & Karl M.

Zwar pflegt er seinen weißen Bart kurz geschoren zu tragen, aber sonst ähnelt der Mann in vielerlei Hinsicht seinem Namensvetter Karl M. Beeindruckende Leibesfülle, Sinnenfreude, erlesene Zigarren, trinkfest.

Doch hinter der Fassade eines Fürsterzbischofs steckt ein hochintelligenter Denker: Reinhard Marx also. Der neue Sprecher der deutschen Bischöfe hat Gewicht. Und erleidet hoffentlich nicht jenes Schicksal, das seinem Namensvetter Karl einst das Leben so vergällte. Karl M. (wohnhaft in 9, Grafton Terrace, London N. W.) schickte ab Oktober 1861 über ein Jahr lang Berichte aus London an die großbürgerliche Wiener „Presse“, die ihm von der Blattlinie zwar zuwider war, aber ihm „für österreichische Verhältnisse geschickt und anständig redigiert“ erschien.

44 Artikel hat der gute Mann geschickt, doch die Zeitung hatte nicht so viel Platz, um alles unterzubringen. „Was ich einzunehmen habe Ende des Monats, wird sich auf 30 Pfund höchstens belaufen, da die Lausekerls von der ,Presse‘ einen Teil meiner Artikel nicht drucken“, klagte er Friedrich Engels. Und Chefredakteur Friedlaender fleht den Korrespondenten an: „Wir müssen uns hinsichtlich der ausländischen Angelegenheiten sehr knapp halten ... Vielleicht senden Sie uns hie und da etwas für das Feuilleton!“

Hat sich nicht viel verändert seit damals. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2014)

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