Die Nummerntaferlquerulanten

Jessas, was gibt's für Sachen: In der Steiermark hat ein Autofahrer Anzeige erstattet, weil ein anderer auf dem Wunschkennzeichen die Buchstabenfolge LMAA hat.

Jessas, was gibt's für Sachen: In der Steiermark hat ein Autofahrer Anzeige erstattet, weil ein anderer auf dem Wunschkennzeichen die Buchstabenfolge LMAA hat. Der Anzeiger habe sich beleidigt gefühlt, heißt es, denn das könne für „Leck mich am Arsch“ stehen. Mittlerweile liegt die Sache sogar beim Volksanwalt, der prüfen soll, ob die Taferlbehörde recht gehandelt hat. Der Bezirkshauptmann indes spricht von Zufall: Man könne aus jedem Kennzeichen etwas herauslesen, was einem gerade passe oder nicht. Nun, da hat er wohl recht. Vermutlich sollte das LMAA bloß heißen: „Lieber müde als alt“. Oder „Lustmolch auf Autofahrt“. Vielleicht ist's ein Blumenhändler, und er meint: „Lasst Millionen Anemonen aufblühen.“ Vielleicht soll's für seine Kinder stehen, etwa „Ludger, Marielou, Annifried, Alois“. Oder der Typ hat schon genug vom Wermut des Lebens gekostet und will uns sagen: „Lasst mich alle allein.“

Aber die Frage ist doch die: Wer fühlt sich ernsthaft von einer Nummerntafel beleidigt und schleppt das sogar zur Polizei? Nun, so was liegt bei uns wohl erstens an der Quengel-Tradition – und seit Langem an einem neuen Trend: Wir leben zusehends in einer Jammergesellschaft voll mit Gruppen, die schnell wegen irgendwas betroffen und beleidigt sind. Da findet der/die NummerntafelquerulantIn sicher viele solidarische VersteherInnen. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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