Toleranz für alle Nackigen!

Das lustige Life-Ball-Plakat mit dem nackigen „Ich bin ich“ drauf hat also den insgeheim erhofften Effekt erzielt:

Die FPÖ hat wegen Verstoßes gegen das Pornografiegesetz Anzeige erstattet – und hat man die Bösen gegen sich, fühlt man sich wieder richtig gut.

Beim Werberat gingen viele Beschwerden ein, doch er will unzuständig sein: Da das Plakat primär eine Fotoausstellung in einer Wiener Galerie bewirbt, ist es Kunst, nicht Kommerz, sorry!, und die Life Baller beschwören natürlich die Freiheit der Kunst. Aber na ja: Dass alles Kunst ist, was apodiktisch zu solcher erklärt wird, lernen Kunststudenten im ersten Semester, und das ist dann sakrosankt im Luftschutzbunker. Dabei ist's doch conchita, ob man für Getränke oder Kunstprodukte wirbt! Künstler und Galerien wollen vielleicht auch Eintrittskarten und Objekte verkaufen, nicht? Und da jeder Mensch ein Kunstwerk ist und jeder Fotograf sich Künstler nennen kann, sollten auch Kommerzfirmen ihre Werbung einfach zur Kunst küren.

Das Ballplakat sei als „Ode anToleranzundAkzeptanz“ konzipiert, heißt es zudem. Schön! Dann können sich auch derzeit nicht so trendige Heteros ruhig weiter auf hübsche Fotos halb bis ganz nackter genetisch korrekter Frauen (und Männer) auf Mineralwasser-, Lingerie- oder Baumarktwerbeplakaten freuen. Ach, das wird eine Ode an die Toleranz! Aber wetten, das gilt wieder als sexistisch. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2014)

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