Krieg um Österreich-Deutsch

Wie rasch bei uns doch ein Buchstabenkrieg ausbricht!

Als jüngst der in Kärnten lebende Linguist P. (gebürtiger Wiener) in der „Presse“ die Idee vom „Österreichischen Deutsch“ (ÖD) relativierte, griff Fachfeind M. von der ÖD-Forschungsstelle Graz (ein Burgenländer) zum Sprachsturmgewehr: P.'s Betonung von Gemeinsamkeiten mit dem Süddeutschen sorgten für Identitätsangst und die korrekte Feststellung, es gebe in Österreich Sprachgrenzen, für Räuspern. Eine Geistesstörung wurde angedeutet, mit Links- und Rechtsextremismus hantiert – und klar, mit der Nazi-Keule, der Allzweckwaffe für jeden, der sonst nicht weiterweiß.

Oh Abgrenzungszwang! Als ob's nicht genug anderes gäbe, das Österreich formt, als ABC-Häkeleien. Lustigerweise stellte sich M. aber selbst eine Falle: „Alle Spracherscheinungen, die im weitesten Sinn dem Deutschen zuzurechnen sind und auf dem Gebiet der Republik Österreich vorkommen, gehören zum ÖD“, definierte er. Juhu! Folglich zählt jeder Pinzgauer oder Murtaler Begriff genauso zum ÖD wie die Sprache des Wiener Raums, die oft zum Maßstab fürs ganze Land gekürt wird; Vorarlberger „Grumpara“ sind gleichberechtigt mit „Erdäpfeln“ und „schaffa“ mit „hackeln“! Ja, sogar die Tomate ist Österreichisch, da dem Deutschen zuzurechnen und in Österreich (ja, mehrheitlich!) vorkommend. Q. e. d. (wg)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2014)

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