Es wird, das muss auch einmal gesagt werden, viel zu wenig demonstriert auf der Wiener Ringstraße.
Dafür wurde sie seinerzeit schließlich angelegt. Das ärgert vor allem die Autofahrer. Je weniger Demos am Ring, desto schneller sind sie nämlich zu Hause – und müssen sich dort dann um den Haushalt und die kleinen Bälger kümmern. Oder schlicht gelangweilt auf dem Sofa liegen, ein schlechtes Buch lesen oder Netflix schauen. Anstatt im Auto Zeit und Muße zum Radiohören, zum Telefonieren, zum Twittern oder einfach zum Gedankenkreisen zu haben.
Doch heute ist es zum Glück wieder so weit: Zu Ehren des 80. Geburtstags von Udo Jürgens wird auf dem Ring eine „Bademantel“-Demo veranstaltet. Die größten Hits des Meisters werden dabei natürlich auch gespielt. Es wird also eine wilde Mischung aus Chansons und Chaos werden.
Bürgermeister Michael Häupl spricht nun übrigens von einem „Missbrauch des Demonstrationsrechts“. Vorige Woche war solches allerdings noch nicht zu hören gewesen: Da war der aus Anlass des autofreien Tages mit grünem Rasen ausgelegte Ring zwölf (!) Stunden lang gesperrt. Doch aufgrund des Schlechtwetters lungerten dort dann nur ein paar grün-alternative Fahrrad-Fundis vom Koalitionspartner herum.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2014)