Von Verschwörungstrollen

Es ist echt nervig.

Dieses trollige Treiben von Postern im Internet, die derzeit bei jeder Krise drei Hauptböslinge ausmachen: die USA, die Nato und Israel. Der Krieg in Syrien und mit dem IS? Den schüren primär diese drei! Die Ukraine-Krise? Ah, die Russen sind dort sicher nicht die Bösen, man zündelt in Washington, Brüssel und Co. Der Wirbel um das Unterwasserding vor Schweden? Wieso sollten grad die Russen so was tun? Das sind Amis oder Briten, aus einer Verschwörung heraus, um die netten Onkels in Moskau anzupatzen!

Nun, das mit Verschwörungen ist so ne Sache. 1991 bekam ich in Australien das 1989 publizierte Buch „Final notice“ des evangelikalen neuseeländischen Endzeitpredigers Barry Smith (1933–2002) in die Hand. Ihm zufolge würde bis zum Jahr 2000 Neuseeland mit Australien vereinigt, zuvor aber kommunistisch; der EG- (später EU-)Kommissionspräsident (damals Jacques Delors) werde sich als Antichrist zeigen und drei Länder unterjochen; die Schlacht von Armageddon sollte um 1998 stattfinden. Die bösen Mächte dahinter seien u.a. die römische Kirche, die bald nach Jesus von Satan unterwandert worden sei, und die Bilderberger: die Teilnehmer der gleichnamigen geheimnisvollen Treffen von Persönlichkeiten aus aller Welt.

Tja. Und übrigens: Alfred Gusenbauer ist seit 2007 Bilderberger. Wenn der Teil einer Weltverschwörung ist, bin ich der Antichrist. (wg)

Reaktionen an:wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2014)

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