Das Gelobte Land

Als Vorarlberger hat man's heute schwer.

Wie war man einst auf die Schweizer, die Verwandten überm Rhein, stolz gewesen! Wie ging's denen gut, wie sauber ist's, wie g'hörig sind die Leut, nicht mal Hitler hat sich gegen die getraut! Eine Schande, dass man bei Österreich sei, wo alles schäbiger ist, die hohen Steuern, die falschen Leut', besonders die Wiener Schmarotzer mit ihrem „Heast!“-Gehabe, am besten das Loch im Arlberg zu! Für Gsiberger gilt noch heute ein Job in der Schweiz als Trophäe; man ist zwar Gastarbeiter, aber im Gelobten Land. Viele kennen die Vorwahlen aller Schweizer Grenzorte, nicht aber die von Innsbruck. Vor lauter Fremdstolz entwickelten die im Ländle eine solide Schweizneurose. Doch dann mussten sie zusehen, wie die Swissair pleiteging, die Arbeitslosigkeit explodierte, Grenzgänger Jobs verloren, Schweizer UN-Truppen von Österreichern befehligt werden und manch anderes mies wurde. Und nun ist das Bankgeheimnis futsch! So viel zum Gelobten Land. Auf nix kann man sich als Vorarlberger mehr verlassen. Am g'hörigsten ist's doch dahoam im Ländle – wenn da nur die Österreicher net wären ... wg


wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2009)

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