Tolle Karriere

Lang hat's gedauert, aber jetzt weiß die schöne Tochter Magda endlich, welchen Berufsweg sie gehen will.

Die Zentralmatura scheint ihr eine geringe Hürde angesichts des prallen Lebens, das ihr danach winkt. Magda hat sich alles bereits zurechtgelegt, man weiß ja, wie Achtzehnjährige sind. Sie werde also, verkündet sie mit Tremolo in der Stimme, eine Agentur gründen. Und? „Nix und. Ich biete Botendienste an. Natürlich gehobener Art, damit Kohle rausspringt.“ Wie bitte? „Ganz einfach. Jemand hat Seegrundstücke in Kärnten – also rein theoretisch. Und der muss verkaufen, weil er in der Bredouille ist. Der Verkäufer ist aber so bescheuert, dass er dem Käufer auch noch 900.000 Euro Schmiergeld bietet.“ – Warum sollte jemand bei klarem Verstand so etwas tun, Magda? – „Das ist ja alles nur theoretisch. Also: Die 900.000 Euro übernimmt jetzt meine Agentur, bringt sie im Sackerl ins Kaffeehaus, übergibt sie dem Käufer, und ich behalt' mir gleich einmal 35.000 Euro. Ist doch genial, was?“ – So etwas gibt's im wirklichen Leben nicht, liebe Magda, schlag' dir das aus dem Köpfchen! – „Eben nicht. So mach' ich das. Und wenn mich die Polizei fragt, stell ich mich blöd.“ – Aber das kann doch nicht dein Karriereziel sein! – „Durchaus! In Niederösterreich z.B. ist gerade ein Landtagssitz für mich frei geworden.“
Man kann nur weinen bei solchem Nachwuchs. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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