Sturm in der Salzburger Sandkiste

Während die Wiener Wahl die gesamte Republik wochenlang in ihren Bann schlug, entfaltete sich an der Uni Salzburg ein politisches Drama von nicht minder epischer Schicksalsmacht.

Maximilian Wagner, ein hoher Funktionär des dortigen Verbands Sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSStÖ), musste dieser Tage seine hochschulpolitische Laufbahn beenden, nachdem der grüne Landtagsabgeordnete Simon Hofbauer seine gleichzeitige Mitgliedschaft beim VSStÖ in Salzburg und einem „waffenstudentischen Corps“ in Deutschland enthüllt hatte. Hofbauer veröffentlichte auch ein Foto, das den aus dem bayerischen Marktschellenberg stammenden Wagner bei der Bootsfahrt mit Corpskameraden zeigt.

So etwas ist in antiheteronormativ-grundsatzfesten Kreisen der Hochschülerinnen- und außenschaft ein Karrierekiller. Da konnte Wagner noch so oft beteuern, dass ein Corps keine Burschenschaft, sondern „eine männliche, unpolitische Studentenverbindung“ sei, die „nach dem Toleranzprinzip“ agiere. Wagner trat zurück, der VSStÖ strengte zudem seinen Parteiausschluss an.

In Wien wäre ihm das wohl nicht widerfahren. Hier wird man nach so einer Jugenderfahrung – ob bei einer Jungmannschaft oder dem Ring Freiheitlicher Studenten – mindestens Bürgermeister, SPÖ-Chef und antifaschistische Schutzmantelmadonna.

Reaktionen an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2015)

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