Die beleidigte Sauermilch

Grantscherm anatolische Art
Grantscherm anatolische ArtFlickr/ Jan Tik
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Die seit Jahren immer beliebter werdende Reality-Show „Schau mal, wer da beleidigt ist!“ ist um eine besonders schräge Figur reicher: Ayran.

Die seit Jahren immer beliebter werdende Reality-Show „Schau mal, wer da beleidigt ist!“ ist um eine besonders schräge Figur reicher: Ayran.
Das türkische Handelsministerium hat eine Teefirma mit einer Geldstrafe belegt, da sie das salzige Trinkjoghurt und Nationalgetränk durch den Kakao gezogen hat. In einem Werbespot hieß es nämlich: „Ich hab Ayran getrunken, das hat mich einschlafen lassen.“ Die Behörde befand, Ayran sei „grundlos beleidigt worden“.

Man muss in Zeiten, in denen es kaum noch eine soziale Gruppe gibt, die nicht schon durch einen Hauch Humor oder Kritik beleidigt ist, mit Sprache offenbar katzenpfötig unterwegs sein. Es gibt ja neben der Leberwurst noch Sachen und sogar Personen, die angeblich so leicht beleidigbar sind, dass ihre Anhänger Rache fordern, obwohl der/die/das Beleidigte in Wahrheit nix mitkriegt. Das nennt man fremdbeleidigt sein. Wie heißt etwa der Heilige, hm, Bob Dylan!

Wer sagt, er sei überschätzt, wird von dessen Fans geschmäht. Man beleidige auch Bergkäs nicht, weil sonst die Gsis und Knödl mit der Sense kommen. Bewohner so mancher Hauptstadt werden sehr rasch bissig, wenn man auch nur ein bisserl an ihrem urbanen Örtchen reibt (umgekehrt teilen sie schnell aus, aber egal). Und jetzt ist wegen des Spot(t)s Ayran sauer. Manch Ayrantrinker auch. Dabei ist so a Sauermilch gut, und sauer macht lustig. Nur diese Dünnhäuter nicht. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2015)

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