Haftprüfung

Gelassen reagierte Alfons Mensdorff-Pouilly auf sein Urteil: „Ich bin noch nie drei Jahre gesessen, ich weiß nicht, wie das ist“, sagte er. Bevor die Strafe rechtskräftig wird, hat er sich erkundigt.


Mensdorff-Pouilly: Sagen Sie, in welcher Etage wäre die Zelle situiert?
Anstaltsleiter: Im obersten Stockwerk hätten wir noch was frei.
Mensdorff-Pouilly: Gut. Als Jäger bevorzuge ich Hochsitze. Und sagen Sie, wie sieht diese Zelle aus? Haben Sie da schöne Gardinen?
Anstaltsleiter: Ja, schwedische.
Mensdorff-Pouilly: Ah, welche vom Ikea. Nun ja, das ist zwar nicht ganz mein Stil. Aber ich bin sicher, der schöne Ausblick entschädigt.
Anstaltsleiter: Sie sehen eigentlich nur die große Gefängnismauer.
Mensdorff-Pouilly: Eine große Mauer, auch gut. Da laufen meine Fasane, die ich züchte, nicht weg. Die darf ich doch mitnehmen?
Anstaltsleiter: Nein, sonst müssten wir dem Hendldieb, der mit Ihnen in die Zelle kommt, auch erlauben, sein Hendln mitzunehmen.
Mensdorff-Pouilly:Hendldieb, sehr gut. Dann gleiten wir nicht in die Gefängnissprache ab, sondern tauschen geflügelte Wörter aus.
Anstaltsleiter: Schön. Und wenn Sie die richtigen Leute kennen, bekommen Sie bei uns vielleicht ja sogar eine besonders große Zelle.
Mensdorff-Pouilly: Was, wofür halten Sie mich, für einen Lobbyisten? Ich bin Forstwirt. Jetzt reicht es aber, ich gehe in Berufung!

Reaktionen an: philipp.aichinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)

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