Regenbogenparade für Rohani!

Wieso soll das tolerant-offene Wien einen Staatsgast nicht auch einmal so empfangen, wie es sich selbst gern inszeniert?
Wieso soll das tolerant-offene Wien einen Staatsgast nicht auch einmal so empfangen, wie es sich selbst gern inszeniert?(c) Michaela Bruckberger
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Irans Präsident besucht bald Wien. Während man in Paris bei dessen Visite jüngst auf Wein beim Bankett verzichtete und in Rom Statuen verhüllte, könnte Wien zeigen, was die freie, offene Welt so an Rückgrat draufhat.

Irans Präsident, Hassan Rohani, besucht also bald Wien. Das sorgt in unserer Medienparallelwelt für Aufregung, weil erstens kommt wieder einmal jemand Wichtiger in das Städtchen nahe Bratislava, und der ist kein Einfacher: In Paris mussten die Franzosen jüngst beim Bankett mit ihm auf Wein verzichten (mon Dieu!), wegen seiner Religion halt. Deshalb auch hatte man zuvor in Rom bei Statuen wie der Venus heikle Teile verhüllt: Man wollte den sensiblen Mullah net schrecken.

Tja: Wann immer jemand von uns in Länder wie den Iran fährt, kommt man denen dort sittlich entgegen (Kopftuch, kein Alk, kein Kreuzerl am Ketterl etc.). Wann immer einer von denen nach Europa kommt, kommt man ihm ebenfalls entgegen. Man könnte es auch Dauer-Kotau nennen.

Wien aber werde nicht Rom werden, tönt es jetzt aus Regierungskreisen: Hier gebe es nichts zu verstecken. Na ja. In Wahrheit wird die Kolonne des Persers wohl Heurige und Branntweiner entlang der Strecke meiden, man wird Bierplakate verhüllen, an Frauen schicke Hidschabs verteilen, in Gastgärten dürfen nur Säfte und Tee auf den Tischen stehen. Oder man fährt gleich mit verhängten Scheiben (auch kein Fehler hier).

Also wären unsere Gutis mutig, täten sie für diesen Tag eine anständig geile Rainbowparade um den Ring mit höllischem Westlersound, viel nackter Haut, wüstem Herrenstangentanz und Gendergezüngle anmelden. Uff! Darf das gleichzeitig sein? Wetten, da käm das ur-offene Wien ganz arg ins Toleranzgeschwitze. (wg)

Reaktionen an:wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2016)

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