EU-Kommissar mit Brenner-Wissenslücken

Das Bundesheer an der Grenze zu Italien? So what?!
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Gut, er ist Grieche, und wieso sollte er sich bei allen Details der österreichischen Geschichte auskennen? Aber dass das Bundesheer bald am Brenner steht, ist doch wirklich speckknedlwurscht.

Gut, er ist Grieche, und wieso sollte er sich bei allen Details der österreichischen Geschichte auskennen? Tun wir umgekehrt ja auch nicht. Wann wurde Griechenland etwa unabhängig? Also? Aber egal. Es war jedenfalls interessant, was Dimitris Avramopoulos, seines Zeichens Jurist, Diplomat und heute EU-Kommissar für Inneres und Migration, ein vermutlich gebildeter Mann, kürzlich sagte. Es ging ums Thema "Ansturm auf Europa" und darum, dass die Österreicher den Brenner, diesen auch historisch so wahnsinnig bedeutungsschwangeren und vor allem von Regionsfernen (sogar jetzt plötzlich in Wien!) hochgehypten Pass besser sichern wollen. Auch mit Soldaten!

Avramopoulos, dessen Heimat an der Grenze zu Kleinasien zuletzt eine eher zugig-luftige Außenhaut hatte, findet das nämlich symbolisch gar nicht gut: Man müsse sich vorstellen, sagte er: Das letzte Mal, dass an der österreichisch-italienischen Grenze Soldaten standen, sei „vor 100 Jahren“ gewesen.

Nun ja: Das war 1916, es war Krieg, und die Grenze viel weiter südlich in den Dolomiten, südlich von Trient, nahe des Gardasees sogar. 1918 standen dann italienische Soldaten dafür nördlich des Brenners, etwa in Innsbruck. Auch in den Jahrzehnten danach standen Soldaten beider Länder an oder nahe dieser Grenze, nicht zuletzt 1967, als das Bundesheer ob der Terror-Umtriebe in Südtirol anrückte. Es hatte auch Garnisonen in Grenznähe, etwa in Lienz, während umgekehrt italienische Alpini etwa in Mals, Sterzing und sogar direkt am Brennerpass stationiert waren (und zum Teil noch immer sind).

Einfach so. Hat sich auch keiner aufgeregt damals, und man reiste und handelte und liebte über den Brenner. Es ging ja trotzdem. Und daher gilt auch heute: Wir schaffen das schon. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2016)

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