Das Mallorca im Norden

Lang nichts mehr von den wackeren Isländern gehört.

Lang nichts mehr von den wackeren Isländern gehört, von den Gunnarssons und Sigthórssons, die inzwischen ja bei Klubs auf der britischen Insel hoch im Kurs stehen, seitdem sie die Engländer aus Frankreich rausgekickt und ganz nebenbei ein Kultritual etabliert haben, das sich zum Siegeszug durch die Fankurven der Stadien rund um den Globus anschickt. Huh, die Isländer sind selbst ganz erschrocken, welchen Boom sie da in Paris ausgelöst haben.

Die Nation der Wikinger und Walfänger kann sich neuerdings nämlich gar nicht mehr retten vor Hollywood-Stars und ökologisch nicht ganz so korrekten Touristen aus Europa, insbesondere Briten und Deutschen, die der ewigen Sonne in Ibiza und Mallorca müde und des Kampftrinkens überdrüssig sind. Stattdessen stapfen sie auf der Suche nach Elfen, Trollen und Björk durch die wildromantische Insel im hohen Norden und hinterlassen dabei nicht nur so manchen Fußabdruck an geweihten Stätten.

„Werden wir zum Mallorca des Nordens?“, fragte neulich, ein wenig entgeistert, die Schriftstellerin Kristin Maria Baldursdóttir. Horden von Trunkenbolden, die in Reykjavik die Nacht zum Tag machen und womöglich einen Geysir aus Bier in den nächstbesten Vulkan speien – wo ginge dies besser als im nordischen Sommer? Nur gut, dass bald der Winter wieder einkehrt auf dem Eiland. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2016)

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