Niemand redet sich in der Debatte so schön in Rage wie der Ex-Präsident, der Gespons des Ex-Models Carla Bruni.
Armes Frankreich. Kein Thema hat die Nation – ach was: halb Europa – im ausklingenden Sommer so sehr in Wallung versetzt wie der Burkini, der Ganzkörperbadeanzug muslimischer Frauen – im Übrigen nicht unähnlich jenem, in dem unsere Ahnen zur vorvorigen Jahrhundertwende, als das Freibad chic wurde und doch ein wenig die Aura des Anrüchigen verströmte, ihre Reize verhüllten, um mit spitzen Schreien ins Wasser zu watscheln.
Und all dies nun just im Mutterland des Bikinis, an der Côte d'Azur rund um Saint-Tropez, wo neureiche Russen und Scheichs dem Brigitte-Bardot-Feeling nachspüren. Was die ältere Dame, eine notorische Katzenfreundin mit Faible für den Front National, dazu zu sagen hat, möchten wir uns lieber gar nicht erst ausmalen.
An den Stränden wacht die Burkinipolizei über die Einhaltung einer gewissen Freizügigkeit, was nicht ohne Ironie ist, wie „Der Spiegel“ süffisant anmerkte. In seinen Lustspielen lauerte nämlich einst Louis de Funès als Gendarm hinter dem Gebüsch, um Nackedeis aufzuscheuchen. Als Sittenwächter erinnert Nicolas Sarkozy an den Komiker. Niemand redet sich in der Debatte so schön in Rage wie der Ex-Präsident, der Gespons des Ex-Models Carla Bruni. Der Burkini, da sind wir uns sicher – und Bruni könnte es bezeugen –, wird bald als Dernier Cri auf den Pariser Laufstegen auftauchen. (vier)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2016)