Wo ist Bob bloß?

Stunde um Stunde verstrich, Tag um Tag verging, seit Sara Danius namens der Schwedischen Akademie den Lobgesang auf den Dichterfürsten aus Hibbing, Minnesota, angestimmt hatte, ohne dass der Poeta laureatus ein Sterbenswörtchen dazu geäußert hätte.

Hat es Bob Dylan die Sprache verschlagen? Ist er verärgert darüber, dass der Nobelpreis so spät, wenngleich nicht zu spät, gekommen ist? Typisch Dylan: Fragen über Fragen – und die Antwort weiß allein der Wind. Gewiss ist nur: Er wird sich nicht via Twitter an die Welt wenden.

Nicht, dass er vom Erdboden verschluckt wäre. Erst spielte er einen Gig in Las Vegas, anderntags trat er in der kalifornischen Wüste als Vorprogramm der Rolling Stones auf, die ihn prompt würdigten. Womöglich ist alles zu banal für Saint Bob, den Altmeister mit der Aura des Enigmatischen. Wie er mit Sonnenbrille bei einer Ehrung im Weißen Haus die Verleihung des höchsten US-Ordens über sich ergehen ließ und Barack Obama – einen Fan – auf den Oberarm klopfte, war schlicht zauselig. Um nicht zu sagen: dylanesk.

Vielleicht hat der Mann ja Besseres zu tun. Wir vermuten, er schmiedet in seinem Heim im Topanga Canyon in Malibu an einem Gesamtkunstwerk, schweißt Alteisen zu einer Skulptur zusammen und ist zu beschäftigt, das Telefon abzunehmen – sofern er das Klingeln denn überhaupt hört. (vier)

Reaktionen an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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