Die Firma der Zwietracht

Nein, wir wollen postfaktisch nichts Böses zeigen, daher das.
Nein, wir wollen postfaktisch nichts Böses zeigen, daher das.The Simpsons/Screenshot
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Vielleicht sind sie Ihnen auf der Autobahn auch schon aufgefallen, jene gelben Lkw mit der Aufschrift „Discordia“. Ein seltsamer Name für eine Firma.

Vielleicht sind sie Ihnen auf der Autobahn schon aufgefallen, jene gelben Lkw mit der Aufschrift „Discordia". Ich muss da immer lachen. Weil es ist so: Discordia ist der Name einer bulgarischen Spedition, und wieso kommt die auf die Idee, sich „Zwietracht" zu nennen? Denn Discordia ist die römische Verkörperung von Zwietracht und Streit, nach dem Vorbild der griechischen Göttin Eris – das war jene giftige Funz'n, die den goldnen Apfel der Zwietracht („Zankapfel") bei der Hochzeit von Peleus und Thetis, zu der sie nicht geladen war, unter die Gäste warf.

Auf ihm war die Widmung „Für die Schönste" eingraviert, worauf Aphrodite, Athene und Hera sich darum stritten und wahrscheinlich einander an den Haaren rissen, so wie man es vom linksliberalen Gutinnenmilieu heute natürlich nicht kennt, da funktioniert das per Ungustlpostings. Zeus jedenfalls, der Boss, ein älterer weißer Mann natürlich, wollte in den Weiberwickel nicht hineingezogen werden und befand, der trojanische Königssohn Paris solle den Apfel jener der drei Göttinen geben, die halt seiner Ansicht nach die Schönste war. Paris wählte Aphrodite, die ihm dafür Helena, die schönste Frau der Welt, als Belohnung versprach, die aber dooferweise mit dem nicht ganz entspannten König von Sparta verheiratetet war, worauf Paris sie triebbedingt entführte und letztlich den Trojanischen Krieg lostrat. Bumm!

Also wieso nennt die Spedition sich Zwietracht? Steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen etwa „Ob Ihre Fracht ankommt, ja wer weiß das schon so genau, hihi?" - Oder „Vielleicht liefern wir das Zeug von Anderen schneller, harhar!"? Discordia wär jedenfalls ein super Name für eine Anwaltskanzlei. Oder eine Zeitung, ein (a)soziales Medium à la Twitter, diverse Sprachwissenschaftler oder politische Parteien. Die säen eh gern Gift zwischen die Leut. (wg)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2016)

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