Präsident Pröll

Es gab Momente, da kamen ihm Zweifel an seiner damaligen Entscheidung.

So leicht wäre das gewesen. Bundespräsident zu werden. Er hätte sich nur ab und zu einen Trachtenjanker umhängen müssen, ÖVP-Bauernbundfeste besuchen und allen erzählen, dass er aus dem Dorf komme. „Wir haben ja nicht viel gehabt damals in Radlbrunn. Aber was ich gelernt habe: Wenn man zusammenhält, kann man alles erreichen“, hörte er sich selbst sagen. Und den Fendrich hätte ihm die Marianne Mendt schon auch noch aufgetrieben.

Seinen 70er hätte er jetzt nicht in einem abgelegenen Stift in Niederösterreich feiern müssen, sondern die Gulaschkanonen in der Hofburg auffahren lassen können. Erwin Pröll, der Präsident der Mitte. Die Linken wären ihm zu Füßen gelegen, ihm, der die Rechtspopulisten mit ihren eigenen Waffen geschlagen und deren scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg gestoppt hatte. André Heller hätte eine Doku über ihn gedreht. Und der Regierung hätte er fortan „die Wadln vire g'richt“, wie er sich selbst abermals sagen hörte. Die hätten sich noch gewundert, was alles möglich ist.

Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass es nicht geklappt hätte, hätte er immer noch Reinhold Mitterlehner die Schuld geben können. (oli)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2016)

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