Pizzicato

Tu felix Austria

Im puritanischen, auf siezende Distanz bedachten Deutschland wäre das – vor allem je weiter man nach Norden kommt – unvorstellbar. Vollkommen unvorstellbar. In Österreich hingegen, diesem großen Heurigen, ist das Teil der Leitkultur.

Wer also etwa als Deutscher mehr über diese fremde Welt erfahren wollte, der wurde am Dienstagabend vor dem Fernseher bestens bedient. Da saßen sie im Studio jener Boulevardzeitung, die soeben vom Kanzler mit Sanktionen belegt wurde: Deren Herausgeber, der sich vor Begeisterung ob der unverhofften Publicity kaum einkriegen konnte und für das Publikum augenzwinkernd das Opfer einer völlig unverständlichen Überreaktion des Kanzlers mimte. Dazu der Biograf des Kanzlers, sonst ein wilder Linker, wovon hier aber nur die Lederjacke zeugte. Dann der Poltergeist aus der PR-Branche – der mit der nordkoreanischen Verehrung für den Kanzler. Auf der anderen Seite sein feinsinnigeres Pendant aus dem bürgerlichen Spindoktorenmilieu. Und dazu noch die Grande Dame der FPÖ.

Und sie alle unterhielten sich – und uns – prächtig. Der Wolfgang, der Robert, der Rudi, der Dani. Nur Frau Stenzel wurde – wie es sich in Österreich gehört – gesiezt. Die anderen mögen Kriege führen, du glückliches Österreich, . . . (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2017)

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