Der alte Held von Vietnam lebt noch!

(c) AP (RICHARD VOGEL)
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General Giáp, der 1954 die Franzosen aus Indochina warf, ist bereits 100.

Das hatten sich die Franzosen gar nicht so vorgestellt: Erst stellen sie 1953 eine Festung in den Dschungel von Nordvietnam und besetzen sie mit Elitetruppen, um die „Viet Minh“-Rebellen, die für die Unabhängigkeit von Frankreich kämpfen, in einer großen Schlacht zu besiegen – und dann schießen diese Sandalen-Soldaten 1954 die Festung mit Artillerie zusammen, stürmen sie – und werfen die Franzosen als Kolonialherren aus der Region.

Die meisten halten ihn für tot, doch der Architekt des Sieges wurde gestern in Hanoi 100 Jahre alt: General Võ Nguyên Giáp. Der 1911 im Norden des seit 1887 bestehenden Französisch-Indochina (Vietnam, Kambodscha, Laos) geborene Giáp lehrte Geschichte und trat für die Unabhängigkeit ein. 1941 war er Mitgründer der „Viet Minh“, die erst gegen die zeitweise Besetzung Indochinas durch Japan kämpften und ab 1946 wieder gegen Frankreich, als es seine Kolonie zurückwollte. 1953 bauten die Franzosen an der Grenze zu Laos die Feste Dien Bien Phu und besetzten sie mit ca. 16.000 Mann (darunter vielen deutschen Fremdenlegionären), doch Giáp, nun Militärchef der Viet Minh, brachte eine große Übermacht samt Kanonen durch den Dschungel und gewann im Mai 1954. In der „amerikanischen“ Phase des Vietnamkriegs (1965–73) war er in der Führung des kommunistischen Nordvietnam und plante u. a. die „Tet“-Offensive 1968, in der man den USA zwar militärisch ins Messer lief, diese aber psychologisch und politisch erschütterte.

Zuletzt wurde es ruhig um den alten Feldherrn. Er liegt seit zwei Jahren im Sanatorium, beantwortet aber immer noch eigenhändig Grußkarten. Seinen bisher letzten Kampf focht er 2009 gegen das Projekt einer chinesischen Bauxitmine in Vietnam – aus Umweltschutzgründen. Diesen Kampf verlor er allerdings. wg

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2011)

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