Bob der Baumeister

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Bob der Baumeister hatte Patschhändchen – und um den Patschhändcheneindruck zu verstärken, hatte er nur vier Finger. Aber nun wird er erwachsen.

Ich mochte Bob den Baumeister. Und meine Kinder mochten ihn auch. Noch mehr als wir alle zusammen war aber Lukas, ein Bub aus Hannahs Kindergartengruppe, Fan der Fernsehserie – nicht nur einmal kam er mit gelbem Helm, blauer Latzhose und einem Gürtel voller Plastikwerkzeug bei uns an und wollte, dass Hannah sich als Wendy verkleidet – eine Freundin von Bob. Was Hannah, damals etwa drei, auch gern tat, Pferdeschwanz inklusive, allerdings forderte sie dafür den Hammer ein, was wiederum Lukas verstörte: Die Wendy im Fernsehen hatte nie einen Hammer in der Hand!

Also gegendert war diese TV-Sendung Anfang des Jahrhunderts noch nicht, aber alles in allem war Bob der Baumeister ein reizendes Vergnügen: zehnminütige Geschichtchen über einen umgänglichen Kerl, der mit seinen Freunden, darunter einem Bagger, einer Mischmaschine und einem stets an sich und der Welt zweifelnden Hebekran alle möglichen Aufgaben anpackte – immer unter der Devise „Yo, wir schaffen das!“.

Und das klang nicht einmal arrogant.

Auch Maja musste dran glauben. Vor vier Tagen wurde bekannt, dass diese freundliche Figur ab 2015 aufgemotzt wird. Im Moment hat Bob der Baumeister ja noch die Gestalt eines Kleinkindes: mit großen Augen, einem noch größeren Kopf, kurzen Armen und Beinen und einem Bäuchlein, dazu noch Patschhändchen, deren Patschhändchenhaftigkeit noch durch die Tatsache verstärkt wird, dass er nur acht Finger hat.

Der neue Bob hat fünf Finger an jeder Hand. Er ist – wie vor ihm schon die Biene Maja – erschlankt. Er hat sogar Muskeln aufgebaut! Ich habe Hannah (15) gefragt, sie schätzt ihn auf 16. Wenn er jetzt die Hände in die Hüften stemmt, wirkt er nicht nur mehr bereit für neue Taten – sondern dominant. Er ist kein kindlicher Kumpel mehr, er soll als Role Model für die Buben dienen. So wie für die Mädchen die immer schlankeren und immer mehr aufgesexten Disney-Prinzessinnen.

Das Einzige, was mich ein bisschen versöhnt, ist die Stupsnase.

bettina.eibel-steiner@diepresse.com diepresse.com/amherd

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

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