Juhuu! Frauentag!

Juhuu! Frauentag! Heute könnt ihr mich nicht ärgern, ihr Feministinnen-Hasser, Kampf-Poster und Anti-Gender-Philosophen.

Heute mache ich einmal Pause. Heute ärgere ich mich nicht. Nicht über Zeitschriften, die einen Artikel über eine hochrangige Politikerin mit „Sechs Tage Karriere, ein Tag für das Kind“ übertiteln. Nicht über Chefs, die angeblich eh die Frauen fördern und sich dann wundern, warum so wenige Führungskräfte in ihrem Team weiblich sind. Nicht über Kampf-Poster, die Journalistinnen konsequent mit Fräulein ansprechen. Und auch nicht über deutsche Feuilletonisten und österreichische Philosophen, die uns erklären wollen, dass das Binnen-I erstens eh gar nichts ändert, aber zweitens unsere Gesellschaft bedroht.

Nein, heute ist mir nach Feiern zumute. Es ist Frauentag, da erinnere ich mich daran, was Suffragetten, Emanzen, Feministinnen erreicht haben in den vergangenen 150 Jahren.


Streit ums Wahlrecht. Wie sehr hat sich die Welt für uns verändert! Und wie massiv waren die Widerstände. Als meine Großmutter geboren wurde, durften Frauen nicht wählen gehen. Politik, wurde argumentiert, sei ein Feld für Männer. Wenn Frauen sich da einmischen, könnte das Streit zwischen den Eheleuten verursachen!

Als meine Mutter frisch verheiratet war, hätte mein Vater ihr verbieten können, arbeiten zu gehen. Für die Kontoeröffnung brauchten Frauen in vielen europäischen Ländern die Unterschrift des Mannes. Man müsse schließlich sichergehen, dass das Weib sparsam mit dem Wirtschaftsgeld umgeht und seine häuslichen Pflichten nicht vernachlässigt!

Zwanzig Jahre später wurde wild darüber debattiert, ob man Vergewaltigung in der Ehe strafbar machen soll – der Staat mische sich unzulässig ins Privatleben ein, wurde da gewarnt, die Institution Ehe sei in Gefahr.

Doch das Gemaule hat ihnen nichts genutzt, es nutzt nie etwas: Die Bastionen bröckeln. Seit 1997 nehmen sogar die Wiener Philharmoniker Frauen auf. Und seit dem 1. Jänner 2012 sind in der Bundeshymne nicht nur die Söhne, sondern auch die Töchter groß.

Die Quote. All die Jahrzehnte haben die Gegner der Emanzipation einen Rückschlag nach dem anderen einstecken müssen, in all der Zeit konnten sie nur verzögern, aber nie verhindern, dass Frauen Schritt für Schritt gleiche Rechte eingeräumt wurden. Und darum kann ich an diesem schönen Frauentag über all die Untergang-des-Abendlands-Rhetorik und Qualifizierte-Frauen-brauchen-keine-Quote-Einwände nur schmunzeln. Ich weiß, das sind Rückzugsgefechte; was wir hören, ist das verzweifelte Gegeifer und Gestampfe jener, die sich nicht eingestehen können, dass ihre Zeit vorbei ist.

Lasst uns darauf anstoßen!

Morgen kämpfen wir weiter.

bettina.eibel-steiner@diepresse.com

diepresse.com/amherd

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2015)

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