Rustikales Raumschiff Avensis

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Unser Dauerläufer Toyota Avensis Kombi D4D erfüllte bisher alle Erwartungen bravourös - als ebenso unauffälliges wie zuverlässiges Raumwunder. Zeit für einen Zwischenbericht.

Etwas über ein halbes Jahr steht Toyotas Mittelklassevertreter nun in Redaktionsdiensten und hat mittlerweile mit etwas über 16.000 Kilometern auch schon fast ein durchschnittliches österreichisches Jahrespensum hinter sich. Technische Probleme gab es nicht, wir haben sie auch nicht erwartet. Auch sonst hat sich der Kombi weitgehend unauffällig verhalten und alle Aufgaben ohne Probleme erfüllt. Seine Bedienung gibt Ungeübten keine Rätsel auf, egal ob im Verkehrsgewühl der Stadt oder auf der Landstraße. Vor allem auf längeren Strecken oder beim großen Einkauf ist er ein begehrter Partner, denn das Platzangebot ist ausgezeichnet. Immerhin fasst der Laderaum 543 Liter, das reicht für das Gepäck einer vierköpfigen Segelcrew, die zwei Wochen auf hoher See unterwegs sein will. Die Besatzung selbst findet auf der Anreise zum Hafen sowohl vorne als auch hinten genügend Platz vor. Auch fünf Leute haben zumindest auf kürzeren Strecken genug Fußraum, da kein zu hoher Mitteltunnel stört. Klappt man die hintere Bank um, sind 1690 Liter verfügbar, der Laderaum ist flach und über 1,7 Meter lang. Dazu kommen noch praktische Schienen mit Verzurr-Ösen, mit denen auch heikle Ladung gut zu sichern ist. Etwas größer und vor allem mehr könnten allerdings die Ablagemöglichkeiten im Innenraum sein.

Im Fahrbetrieb offenbart der Toyota mit 150-PS-Diesel, quasi als Top-Motorisierung, einen eher rustikalen Charakter. Die Kraft muss oft durch beherztes Durchtreten des Gaspedals gefordert werden. Schuld daran ist wohl die Wandlerautomatik, die technisch nicht auf dem allerneuesten Stand ist. Sie sorgt mit relativ viel Schlupf auch dafür, dass der Verbrauch gesamt kaum unter 7,5 Liter zu bringen ist. Im Konkurrenzvergleich kann man das schon deutlich besser haben. Nur auf der Autobahn sind unter sieben Liter möglich, das allerdings auch mit voller Beladung. Mit einer moderneren Automatik und Start-Stopp-System wäre hier einiges zu holen. Die Autobahn ist ohnehin das bevorzugte Revier des Avensis, lange Strecken sind angenehm und stressfrei zu bewältigen. Das im Zuge des letzten Facelifts neu abgestimmte Fahrwerk ist nun eher noch komfortabler geworden, was aber den Gesamteindruck nur unterstreicht. Dafür ist die Lenkung im Gegensatz zu den Vorgängern nun wesentlich präziser. Das Gestühl erlaubt auch einmal, mehr als drei Stunden durchzufahren, die vorderen Sitze könnten aber noch etwas mehr an Seitenhalt vertragen. Wirklich zu schätzen gelernt haben wir den Spurhalte-Assistenten und vor allem den radargestützten Abstandhalter. Im Zusammenspiel mit dem Tempomat unterstützt er zumindest bei wenig Verkehr den Fahrer ausgezeichnet. Ohnehin ist die Komplettausstattung des Executive Modells – sie relativiert den für einen Mittelklasse-Toyota doch stattlichen Preis – eine der großen Stärken des Avensis. Sowohl Navi als auch Bluetooth für das Handy mit Vorlesefunktion für empfangene SMS sind leicht und logisch bedienbar und wirklich empfehlenswert. Toyota bietet sogar ein dreijähriges kostenloses Update des Kartenmaterials an. Leder, elektrische Sitze mit Memo-Funktion – nur schade, dass man das Panorama-Glasdach nicht öffnen kann. An das schlüssellose Zugangssystem haben sich vor allem die Damen gewöhnt, die ungern nach den Autoschlüsseln in der Handtasche kramen wollen.

Abnützungserscheinungen haben wir bisher noch keine entdeckt, sie sollten bei dieser Kilometerleistung auch nicht auftreten. Auch in der verbleibenden Zeit bis Ende des Jahres wird uns der Avensis wohl noch gute Dienste leisten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2012)

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