Der Koreaner, der noch nie in Korea war

Koreaner noch Korea
Koreaner noch Korea(c) REUTERS (JOHN GRESS)
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Kia hat einen unglaublichen Aufstieg hingelegt. Die Gründe für den Erfolg lassen sich an der Kombivariante der neuen Ceed-Generation gut festmachen.

Fragt man in der VW-Zentrale nach Konkurrenten, denen man die größte Aufmerksamkeit schenkt, hört man stets: Kia-Hyundai. Der koreanische Konzern ist der fünftgrößte Autoproduzent der Welt und vermochte bislang selbst in schwierigsten Marktverhältnissen Anteile zuzulegen. Das Geheimnis des Erfolgs? Vermutlich die Tatsache, dass auch der neue Ceed Kombi (SW für „Sporty Wagon“, ab 17.790 Euro) eigentlich ein lupenreiner Europäer ist. Entwickelt in der Europazentrale im deutschen Rüsselsheim und gebaut in Zilina in der Slowakei, hat er nur noch den Namen aus Korea. „Die Vorgaben aus dem Fernen Osten sind marginal, wir haben freie Hand“, betonen Designer und Techniker.

Damit ist der Ceed ein echter Europäer, beginnend vom Motorenangebot bis hin zu Details wie den eigentlich nur in Europa beliebten relativ breiten Reifen. Beim neuen SW wurde mehr denn je auf Design und Anmutung geachtet.

Digitale Instrumente

Designchef Peter Schreyer, früher bei Audi für den TT und bei VW für den Beetle verantwortlich, nunmehr bereits im Direktorium des Hyundai-Konzerns, hat dem SW ein unverwechselbares Äußeres verpasst. Es hebt sich erfreulich von nüchtern gezeichneten Kombis wie dem Golf Variant ab. Auch innen: Die Zeiten öder Plastiklandschaften sind vorbei, Oberflächen wie Klavierlack oder genähtes Leder wirken wertvoller als bei den Vorgängern. Ein Clou ist die Instrumententafel: Wie bei Jaguar ersetzt ein großes Display die herkömmlichen Uhren und Zeiger, die Auflösung kann mit jedem LED-Fernsehbildschirm locker mithalten.

Bei der Ausstattung hat man sich an die Praxis gehalten. Ein Schienensystem erlaubt das Fixieren von Gepäck im Kofferraum, die Sitze sind voll versenkbar, Dinge wie Klimaanlage und Zentralverriegelung immer an Bord. Spurhalteassistent, Lenkradheizung und Einparkhilfe gibt es gegen Aufpreis, auf Gimmicks wie Abstandswarner oder radargestützte Bremssysteme wurde bewusst verzichtet.

Obwohl Kia mit dem Ceed auf den Golf schielt, ist die größte Konkurrenz wohl der Hyundai i30 aus dem eigenen Haus, aber auch Peugeot, Toyota und Opel werden sich warm anziehen müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2013)

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