Suzuki SX: Wir hätten ihn Ferdinand genannt

Suzuki SX
Suzuki SX(C) Werk
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Ein kleiner Cross-over mit Allradantrieb als Option – wenn das nicht an den Talenten der japanischen Marke Suzuki rührt. SX4 S-Cross heißt etwas irreführend das Ergebnis.

Eigentlich stünde diesem Auto ein eigener, hübscher Name zu. Andere Marken hätten da längst in die Vollen gegriffen und nach großen Abenteuern klingende Wortschöpfungen kreiert.

Bei Suzuki ist schlicht der Zusatz S-Cross herausgekommen, was dazu noch in die Irre führt. Denn mit dem bereits bekannten SX4, der als Folge einer bereits verblichenen Allianz auch als Fiat Seicento verkauft wurde, hat das neue Modell nur wenig gemein. Der SX4 S-Cross ist deutlich länger als der SX4 (plus 15 cm), und weil er auch mehr Radstand hat, findet man an Bord bedeutend mehr Platz vor. Um ganze 160 Liter zum Beispiel hat das Volumen des Kofferraums zugelegt.

Damit spielt der neue Suzuki in der so beliebten Cross-over-Liga, die vom Nissan Qashqai angeführt wird. Allrad ist als Option verfügbar, rundum trägt der Suzuki Insignien des SUV- und Cross-over-Fachs: robuste Seitenschweller, Unterbodenschutzblech und viel Luft in den großen Radhäusern. Wie gesagt: Hätte man uns gefragt, hätten wir dem Neuen auch einen ordentlichen Namen verpasst.

Großes Design oder beseelte Cockpits sind weniger Suzukis Markenzeichen, eher die gute Verarbeitung, das Versprechen ewiger Zuverlässigkeit. Übersichtlich das Motorenangebot: ein Benziner, ein Diesel, jeweils 1,6 Liter Hubraum und 120 PS. Die Automatik steht nur dem Benziner offen. Uns hat der laufruhige und überraschend spritzige Benziner, ein Suzuki-Eigenbau, ohnehin besser gefallen als der Diesel, der von Fiat stammt.

Zoff der Patriarchen

An diesem Dieselmotor aus Turiner Regalen soll sich übrigens der große Streit der Patriarchen entzündet haben: Suzuki-Chef Osamu Suzuki, Nachfahre des Gründers, und VW-Übervater Ferdinand Piëch zürnen einander, wobei es vermutlich eher das Fußvolk ist, das die Scharmützel ausficht.

Was ist geschehen? VW hat sich zu knapp 20 Prozent an dem Familienunternehmen aus Hamamatsu beteiligt, wofür im Gegenzug Suzuki 1,9 Prozent an VW erworben hat. Beide Marken sollten voneinander profitieren: Suzuki kann Module und Komponenten von VW gebrauchen, VW hätte gern einen Fuß in den indischen Kfz-Markt gesetzt – den dominiert nämlich Maruti-Suzuki mit unglaublichen 60 Prozent Anteil.

Doch statt toller Joint Ventures und gemeinsamer Produkte gab es bislang nur Zores. Suzuki hätte nicht zu Fiat-Motoren greifen dürfen, beklagt sich VW. Die Deutschen haben dafür Suzuki-Ergebnisse gleich in die eigene Bilanz hineingenommen, was die stolze, auf Unabhängigkeit bedachte japanische Marke zutiefst erbittert. Anwälte und Gerichte sind mit der Schlichtung, letztlich wohl Scheidung, seit zwei Jahren beschäftigt.

Zurück zum SX4 S-Cross und den Preisen in Österreich: Start ist bei 19.490 Euro, Allrad ist ab 23.990 Euro dabei, Diesel und Allrad gibt es ab 26.190 Euro. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2013)

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