Opel Cascada: Das Cabrio als Lebenszeichen

Opel Cascada Cabrio Lebenszeichen
Opel Cascada Cabrio Lebenszeichen(c) Opel
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Ein Cabrio ist ein Gute-Laune-Auto. Genau das kann man bei Opel gerade gut gebrauchen. Mit einem eleganten Auftritt und klassischen Stoffdach tritt der Cascada aus den Schatten der Kompakt-Cabrios.

Österreich fährt bedacht. Keck das Verdeck lüpfen, das Cockpit mit dem Fahrtwind teilen – das hat in diesem Land fast schon etwas Verwegenes. So deutet es jedenfalls die Statistik an: Ein kümmerliches Prozent machen Cabrios bei den Neuzulassungen der letzten Jahre aus. Das letzte starke Jahr war 2007, da wurden noch doppelt so viele Offene verkauft wie im letzten Jahr (oder absehbar heuer). Was freilich auch mit der gefühlten Wirtschaftslage und den Aussichten zu tun hat. Ein Cabrio ist immer ein Statement von Zuversicht – wo das Haupthaar im Luftstrom wogt, wird positiv gedacht. Und das ist derzeit nicht gerade common sense.

Lichtpunkt

Das weiß man natürlich auch bei Opel. Es ist sowieso schon schwierig, mit Cabrios Geld zu verdienen. Ebenso ist aber auch bekannt, dass diese Autos auf der Straße weitaus stärker herausstechen als aus den Zahlenreihen der Zulassungsstatistik. Cabrios fallen auf. Und einen solchen Lichtpunkt kann die Marke gerade gut gebrauchen. Opel hat es somit nicht dabei bewenden lassen, bloß einen Nachfolger des Astra Cabrios auf den Markt zu bringen. Es wurde gleich ein neues Modell ersonnen.

Nämlicher Cascada basiert erkennbar auf dem Astra, nimmt mit 23 cm Längenzuwachs aber doch einen gewissen Abstand vom kompakten Format. Die opulenten 20-Zoll-Felgen (um 600 Euro Aufpreis) wirken an diesem Auto keineswegs vermessen. 4,7 Meter mit nur einer Türe an jeder Seite – das macht einen großzügigen und eleganteren Eindruck, als in der Golf-Klasse gemeinhin möglich. Allzu praktisch sind die langen Türen natürlich nicht. Im engen Parkhaus wählt man seinen Standplatz besser mit Bedacht. Den Durchstieg in den Fond will man Gästen auch nicht jeden Tag zumuten, obwohl es sich hinten dann ganz anständig sitzt. Den Platz hält man sowieso besser frei für Gepäck, denn bei verstautem Dach sinkt das Kofferraumvolumen auf 280 Liter – nicht die Welt.

Das Praktische war aber noch nie oberste Cabrio-Tugend. Eher das Luftige, Leichtfüßige. Das übersetzen wir mit Stoffdach und Benzinmotor. Einen ratternden und streng riechenden Diesel halten wir im offenen Auto nach wie vor für ein Unding. Zumal der 1,4-Liter-Turbo-Benziner seiner Aufgabe klaglos nachkommt. Mit seinen 140 PS findet man durchaus das Auslangen, schon aus niedrigen Drehzahlen geht es lebendig und mit hübschem Klang voran. Bei hauptsächlichem Stadtbetrieb standen nach den Testfahrten 8,3 Liter Spritverbrauch auf 100 km zu Buche.

Das textile Verdeck benötigt 17 Sekunden, um sich zusammenzufalten und im Heck zu verschwinden – das geht auch während der Fahrt, jedenfalls bis Tempo 50. Bemerkenswert, wie gut es im geschlossenen Zustand den Schall isoliert – die 290 Euro Aufpreis für das „Premium-Akustikverdeck“ sind klug investiert. Wie übrigens auch die Rückfahrkamera (400 Euro), denn nach hinten sieht man so gut wie nichts. Die hilfreichen Parksensoren vorn und hinten sind in der Grundausstattung untergebracht.

Wie fast alle Cabrios ist auch dieses schwerer als die verlötete Version. Die Steifigkeit, die ein festes Dach verleiht, muss eben mit Materialeinsatz an der Struktur herbeigeholt werden. Zum Glück hat Opel den 1700 kg Leergewicht des Cascada eine bessere Vorderachse mit auf den Weg gegeben, sie stammt vom schnellen Insignia OPC. Damit ist das Erzittern des Autos auf schlechten Straßen weitgehend gebannt.

Der Cascada fährt sich unterhaltsam. Unser Exemplar war mit Sportfahrwerk samt elektronischer Dämpferregelung ausgestattet – wer die 900 Euro dafür investiert, sollte dann aber auch ab und zu Gebrauch von der Sporttaste machen. Auf diesem Gebiet ist Opel durchaus kompetent.

Wie weit der Cascada Premiumansprüchen genügt? In erster Linie bedient er zum Grundpreis von 29.990 Euro ein anständiges Preis-Leistungs-Verhältnis – er ist gut ausgestattet, macht optisch einiges her und fährt sich sauber. Man könnte freilich auf ein Update des Cockpits warten, das im neuen Insignia bereits zu haben ist. Weniger Schalter und Rädchen, ein frischeres Bordsystem, das würde man sich schon wünschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2013)

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