Nobelausflug in den Wienerwald

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Jeep hat viel probiert mit dem Grand Cherokee, bevor er jetzt stark überarbeitet und mit neuer Achtgangautomatik vor uns steht. Gleich geblieben ist die Geländetauglichkeit.

Wien. Fangen wir dort an, wo man mit einem Jeep grundsätzlich anfangen sollte: abseits der Straße. Ein großes, dickes, schweres SUV kann bald einer bauen. Aber eines, das den Namen Geländewagen auch wirklich verdient, nur wenige: Landrover kann das serienmäßig – und Jeep (und natürlich Mercedes mit dem unübertroffenen G).

„Schhhh“, macht die Luftfederung ganz sanft und hebt den Grand Cherokee 27 Zentimeter hoch. Es gibt einen leichten Ruck vom Allradantrieb, als er automatisch Stabilitätskontrolle und Drehmoment an den Geländeuntergrund anpasst – in unserem Fall eine matschige Straße –, und schon geht es wohlbehütet von Natura-Plus-Leder und beschallt von 825 Watt aus einer Harman-Kardon-Anlage durch den Wienerwald (genehmigt auf einer Privatstraße). So bequem kann Offroading sein.

Neue Achtgangautomatik

Es ist immer schön zu sehen, wenn ein Hersteller seinen Wurzeln treu bleibt, obwohl wahrscheinlich noch kaum jemand mit einem Auto, das so aussieht und so viel kostet, über Stock, Stein und durch Matsch fahren wird. Aber man könnte, wenn man wollte, und das ist wichtig.

Jeep hat mit dem Grand Cherokee bei dessen Markteinführung 1992 Maßstäbe gesetzt. Im Lauf der Jahre hat man ihn einmal runder, dann wieder eckiger gemacht, bis er jetzt im Modell WL frisch geliftet für 2014 schön, beeindruckend und bullig vor uns steht: Außen mit neuen Bi-Xenon-Scheinwerfern mit LED-Tagfahrlicht-Girlanden, mit geänderten Stoßfängern, einem frischen Heck, innen mit der viel gerühmten ZF-Achtgangautomatik.

Sie sorgt dafür, dass sich der Grand Cherokee nahtlos fährt und in der S-Stellung („Sport“) mit Dauerdruck in acht Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Der 250-PS-Diesel liefert in Kombination mit dem Allrad stolze 570 Nm Drehmoment, im Sportmodus liegen 80 Prozent der Kraft auf der Hinterachse.

Im Test vergaß die Automatik in der D-Stellung hin und wieder aufs sanfte Schalten und drehte nicht nachvollziehbar hoch, als sei man im Sportmodus. Apropos kleine Macken: Die Ganghebel-Logik führte dazu, dass wir beim Rückwärtsfahren teilweise im Parkmodus landeten.

Ins Innere hat Jeep im 2014er so viel Technik und Spielereien gepackt, als würde man noch den Amerikanern gehören. Es gibt beispielsweise zwei Bildschirme – einen in der Instrumentenanzeige, den man individuell gestalten kann (digitaler oder analoger Tacho, Anzeige von Verbrauch, Navigation usw.). Der zweite ist ein 8,4-Zoll-Touchscreen, der nicht nur Hifi-Anlage und Radio kontrolliert, sondern auch Klimaanlage, Sitzkühlung und -heizung sowie allerlei Fahrfunktionen. Das Lenkrad wiederum ist zu einem Multifunktionsgerät mit versteckten Funktionen aufgerüstet worden: Lautstärke und Radiofrequenz verstellt man beispielsweise mit kleinen Knöpfen hinter den Schaltwippen.

Eingerichtet – man muss es so nennen beim üppigen Innenraum – ist der Grand Cherokee, wie man es sich von italienischen Designern (Fiat hat seit 2009 das Sagen bei Jeep) erwartet. Der getestete, topausgestattete Summit beeindruckt mit feinem Leder samt Ziernähten und einer dunkel gehaltenen Holzleiste. Sogar die A-Säule ist in Veloursleder gehalten. Für die Mittelkonsole wäre echtes Chrom statt Plastik nett gewesen, aber bitte. Die Sitze sind geheizt und gekühlt, ein großes Panoramadach gibt luftiges Gefühl – insgesamt rückt man den Konkurrenten BMW, Mercedes und VW ordentlich auf die Pelle.

Viele Assistenten

Technisch bietet der Italo-Amerikaner alles, was man gern hätte und mittlerweile auch von Autos in dieser Klasse erwartet: Von der Rückfahrkamera, über den Totwinkelassistenten und ein Auffahrwarnsystem bis zum Adaptive Cruise Control. Die Luftfederung bietet fünf Stufen, nicht nur zwei höhere für das Gelände, sondern auch eine niedere für die Autobahn und eine zum Aus- und Einsteigen.

Verbraucht haben wir im Test trotz aktiviertem Eco-Mode knapp zehn Liter Diesel. Aber es waren lustvolle zehn Liter.

Jeep verlangt für den Grand Cherokee Summit 57.563,38 Euro. Der Staat will zusätzliche 23.826,62 Euro für Steuern und Nova, macht am Ende 81.390 Euro aus.

JEEP GRAND CHEROKEE

Abmessungen: L/B/H: 4875/1943/1749–1802 mm.

Leergewicht: 2403 kg.

Hubraum: 2987 Kubikzentimeter.

Verbrauch: kombiniert laut Norm 7,5 l/100 km; im Test knapp 10 l/100km.

Leistung: 250 PS.

CO2-Ausstoß: 198 Gramm/km.

Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h.

Preis: ab 57.990 Euro; Test: 81.390 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2014)

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