Fahrbericht. Kia Carens, falls jemand noch ein normales Familienauto sucht.
Wer baut, inmitten all der lustigen SUV-, Crossover- und Prestigevehikel, eigentlich noch normale Familienautos? Kia, zum Beispiel. Das ist allerdings sogar bei der koreanischen Marke ein relativ gut gehütetes Geheimnis. Ceed und Sportage sind bekannt, vom Carens hört man wenig. Gibt es einen Haken?
Wir konnten keinen entdecken. Im Gegenteil. Der knapp über 4,5 Meter lange Carens hat so viel Platz, dass er sogar als Siebensitzer zu haben ist, er sieht in seiner neuen Generation proper aus und fährt sich ordentlich. Der 1,7-Liter-Diesel (alternativ: ein 136-PS-Benziner) ist wesentlich besser auf das Fahrzeug und vor allem das Schaltgetriebe abgestimmt als manch andere Baureihe des Hauses.
Ampelruhe
Turboloch: vorhanden, aber halbwegs erträglich. Die Automatik könnte es entschärfen, doch die haben wir nicht ausprobiert. Ab Ausstattung Gold (ab 28.140 Euro) schweigt der Diesel an der roten Ampel, mit dem Start-Stopp-System geizt Kia sonst ja ein wenig.
Der Diesel ist mit 116 oder 136 PS zu haben, größer ist der Unterschied beim Drehmoment: 331 Newtonmeter nehmen wir voll beladen fraglos lieber als 260 Nm. Und beladen lässt sich der Carens ja üppig, wiewohl wir ihn uns mit sieben Sitzen nicht so recht vorstellen können: Da bliebe kaum Platz fürs Gepäck (zumal nicht für sieben Personen).
Die Normfamilie mit zwei Kindern wird sich hingegen weiden am Laderaum, der einen robusten Kinderwagen schluckt wie eine Tropfsteinhöhle, und der freundlichen Luftigkeit an Bord, die dem Van-Charakter des Aufbaus geschuldet ist. Beim Carens ist eine wirklich gute Raumausnutzung gelungen, nur dass man das von außen nicht gleich sieht und man immer noch Chancen auf Parkplätze hat.
Anmutung und Verarbeitung sind tadellos, das ist man von den Koreanern Kia und Hyundai mittlerweile gewohnt: Da scheppert nix, wie bereits VW-Chef Martin Winterkorn feststellen musste. Wie fein der Carens innerlich letztendlich wird, hängt vom Paket ab, Kia misst in Edelmetallen: Titan ab 22.640 hat unter anderem schon Tempomat und Bluetooth, Platin (32.140 Euro) mit allen Extras führt freilich zu weit. Wir empfehlen Gold und gutes Verhandeln. (tiv)